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21.2.06

Stückelesung im Literaturhaus Berlin

Erstes Autorentheater Berlin
Am 5. März 06 um 18 Uhr findet im Literaturhaus Berlin (Fasanenstraße) die Lesung des neuen Stücks "Topterroristen Think Tank" von Volker Lüdecke statt.
Regie: Klara Höfels.
Es werden lesen: Hermann Treusch, Nikolaus Szentmiklosi, Hussi Kutlucan, Erich Schwarz, Stephan Wolf-Schönburg, Andrea Bürgin, Barbara Maria Frey
Der Eintritt ist frei.

8.2.06

Differenz: Krieg und Tsunami

Die Frage der Differenz zwischen Krieg und Tsunami

Wer erinnerte sich nicht an die Fernsehbilder der über Touristen und Einheimische sich brechenden Wellen des Tsunami?
Kurz nach der Naturkatastrophe tauchten immer mehr private Urlaubsfilmchen auf, die zur besten Sendezeit und in Endlosschleife über die Bildschirme flimmerten. Sie lösten beispiellose Wellen von Anteilnahme und Hilfsbereitschaft aus. Jeder konnte Ertrinkende und Ertrunkene, Zerstörung und Not quasi live am Bildschirm miterleben und seinen Emotionen in Form von Spenden und Diskussionen Ausdruck verleihen. Kaum jemals zuvor haben Bilder von Amateurfilmern solche Wirkung erzielt.
Wo aber sind die privat aufgenommenen Bilder jener, die in den Kriegen gegen den Irak, in Afghanistan oder im Kosovo die Folgen der von Menschen verursachten Kriegskatastrophen aufgezeichnet haben? Es gibt sie, das ist so sicher wie die Distribution handlicher Videokameras von Sony, JVC oder Canon zu erschwinglichen Preisen.
Die Würde der Opfer darf nach den ethischen Prinzipien westlicher Medien nicht verletzt werden, doch für die Opfer einer Naturkatastrophe gilt diese Medienethik nicht? Dann stellt sich von selbst die Frage, weshalb?
Die Bilder des Vietnam Krieges lösten vor vielen Jahren jene Emotionen aus, die zu Massenprotesten und zur Anprangerung der Verantwortlichen für diesen Krieg führten. Seitdem haben die Militärs es verstanden, Bildmaterial von Kriegshandlungen, gleich welcher Herkunft, aus den Sendeanstalten fernzuhalten. Daher wissen wir nicht, was dort geschah, denn wir haben es nicht gesehen.
Was wir jedoch gesehen haben, ist die extremste Form von sozialer Distanz. Die im Kopf einer Flugbombe montierte Kamera filmt beim Anflug das Ziel der Zerstörung. In der Regel ein allein stehendes Gebäude einer Industrieanlage, ohne sich in der Nähe aufhaltende Menschen. Der Treffer, die Explosion des Gebäudes, wird dann aus anderer Kameraperspektive gezeigt.
Mit etwas Fantasie kann man sich vielleicht in diesem Gebäude einen Pförtner vorstellen, dessen Tochter ihm in den frühen Morgenstunden das zu Hause vergessene Frühstückspaket vorbei bringt, und beide werden zu Opfern des Abwurfs einer intelligenten Bombe. Aber wir haben es nicht gesehen.
Wurden die Opfer des Vietnam Krieges ihrer Würde beraubt, weil man sie filmte und die Bilder in den Medien zeigte? Oder erhielten sie im Gegenteil ihre Würde dadurch zurück, dass durch ihr sichtbares Leiden der Krieg beendet werden konnte?
Für die sich abzeichnenden, in Zukunft von Menschen verursachten kriegerischen Katastrophen ist es dringend erforderlich, z.B. über das Internet, ein weltweites, neutrales Mediennetz aufzubauen, das eine überall bekannte Anlaufstelle für die Verbreitung privater Filmdokumente aus Krisen- und Kriegsgebieten wird.
Damit dieses Portal den Ruf einer anerkannt neutralen Meinungsverbreitung erhält, sollten als neutral und überparteilich anerkannte Persönlichkeiten aus jedem Kulturkreis und jeder Religion die Schirmherrschaft darin übernehmen. Denn es ist damit zu rechnen, wer sich den Kriegszielen der Militärs öffentlich entgegenstellt, hat überall in der Welt mit Diskreditierung zu rechnen.

Copyreight 2006, V.E.L.