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l%C3%BCdecke-a8699a43?trk=profile-badge">Volker Lüdecke

29.3.10

Von Sophie lernen...

Die mentale Unsicherheit von darstellenden Künstlern ist ja insofern immer gegeben, weil sie vom Urteil Dritter fundamental abhängig sind. Dennoch sollte aufpassen, wer sich allzu plump durch Komplimente bei diesem Berufsstand einschleimen möchte. Einem angriffslustigen Harald Schmidt zum Beispiel mit gurrender Schauspielerinnenstimme einfach ein Kompliment um den Bart zu streichen, ist ein gefährliches Spiel.
Wenn es dennoch funktioniert, und man dem großen Moderator tatsächlich treuherzig offenbart hat, er sei sogar in der Lage, auf der Schauspielbühne „einen geraden Satz zu sprechen“, sollte man auf keinen Fall anschließend mit einem verräterischen Zucken der Mundwinkel verraten, dass der Treffer kühl kalkuliert war. Zumal sich der große Moderator geschmeichelt seinen Bewunderern öffnet, um endlich in seinem lang ersehnten Theaterruhm zu schwelgen. Wie schade, dass die Sendezeit dann doch irgendwann einmal endet.
Übrigens, Sophie, ich fand ihn schon in „Warten auf Godot“ herausragend, und meine, das darf endlich auch einmal gesagt sein.
Doch gehört auch faire Kritik zu diesem Beruf: muss der große Moderator denn jetzt andauernd spöttisch auf die katholische Kirche reflektieren? So verliert Studio 4711 zunehmend seinen authentischen Duft.
Außerdem wäre das Kirchenproblem, ähnlich wie bei den Krisenbanken, ganz einfach zu lösen. Der Papst spaltet seine geistlichen Vergewaltiger ab, gründet mit ihnen eine „bad church“, lagert die geilsten Geistlichen darin aus, und kann sich bald wieder mit weißer Weste präsentieren.
Bad idea?
OK, dann eben so: man wandelt alle katholischen Kirchen in evangelische Kirchen um, und führt die Zwangsehe für zolibatäre Priester nach anatolischem Vorbild ein. Etliche Haushälterinnen könnten sich auf diese Weise als langjährige Lebenspartnerinnen outen, und die Kirche hätte eine billige soziale Werbekampagne am Staat:
„Von der Haushälterin zur Priestergattin!“
Stoff für unzählige Seifenstreifen, die sich von Köln aus in die ganze Welt verkoofen ließen.
Nur eines noch: wo war eigentlich Schmidts Messdiener letzten Donnerstag zur Sendezeit verblieben?

23.3.10

Das Wetter: "Frühling!"

Übrigens, vergangene Woche soll ja eine fantastische Harald Schmidt Show versendet worden sein. Überall begeisterte Anhänger: „Hast du den Schmidt wieder verpasst? Ich nicht, Mann. Krass, seine Show!“
Irgendwie war mir letzte Woche nicht nach Fernsehen, aber wenn seine Show letzte Woche wirklich so krass war, könnte man sie sich ja im Internet noch mal ansehen. Oder sie sich bei der ARD als DVD bestellen, um wirklich nichts verpasst zu haben.
Ich rede ja nichts anderes seit Jahren: „Der Schmidt hat es drauf, der Schmidt hat es drauf, der Schmidt hat es drauf, egal mit wem er zusammen spielt. Weil er als einziger die Sat Tiere beherrscht. Die spielt er locker allein gegen die Wand.
Hier im Friedrichsheim weiß kaum einer, was Sat Tiere eigentlich sind. „Klar kenne ich die, das sind die Moneten Fuzzies, mit ihren neuen Eigentumswohnungen, die mit den Gentriverzierungen in ihren aufgemotzten Großbankhöfen.“
Besonders die dänische Minderheit im Friedrichsheim propagiert einen neuen, revolutionären Häuserkampf. Alle revolutionären Dänen melden sich im Friedrichsheim an, um endlich Dänemark von den Neoliberalen zu befreien?!
Eine besonders ausgeklügelte Strategie, zumal ihre internationalen Steuernummern sie in ganz Europa identifizieren und gläsern machen. Gar nicht so einfach, im Friedrichsheim den Revolutionär zu geben, während man im heimatlichen Dänemark seine Immobilien verwaltet.
Das Friedrichsheim als Motiv sollen sich einige Künstler für ihr künstlerisches Lebenswerk vorgenommen haben. Hat vielleicht jemand den Film „Boxhagener Platz“ schon gesehen? Ich nicht. Ich warte noch. Auf die Reaktionen. Könnte ja ein wahnwitziger Film sein.
Dann gibt es hier noch einen streunenden Bezirksvideoregisseur, der jeden anderen Künstler beißt, der ihm vor die Schnauze kommt. Wow, wow! Also Vorsicht! Die wahre Kunst kommt immer von ganz unten. Im Friedrichsheim sind deshalb Stiefel und Wadenschützer unbedingt zu tragen.
Die absolut niederschmetternde Nachricht für die chronisch klamme Friedrichsheimverwaltung: „Mediaspree“ soll beim großen „Medienmonopoly Deutschland“ verloren haben. Übrig bleibt für das Spreeufer nur: das Wetter! Die Meteosat Tiere. Und ein ARD Wetterfrosch. Der ab und zu ungeschickt in Feuchtgebiete hüpft.
Wie war das noch mit dem Prinzen? Küsste einst eine Prinzessin einen Frosch. Der hüpfte auf sie drauf. Der Papst schaute weg. Und als sie sah, dass er doch kein Prinz geworden war, wandte sie sich an einen Missbrauchsbeauftragten. Endlich reden wir nicht mehr über die katholische Kirche.

16.3.10

Gastritisches Grinsen

Im Friedrichsheim werden viele sehr gut gekochte Gerichte günstig angeboten, so dass es in ganz entspannter Atmosphäre keinerlei Veranlassung gibt, einem TV Gastritiker bei seinem verkrampften Mahlzeit Grinsen zuzusehen.
Aus medizinischem Interesse vielleicht, um den modisch verhandelten Krankheitsbildern ein selbst beobachtetes als Gesprächsthema hinzufügen zu können, fällt es dennoch schwer, wenn via Bildschirm andauernd übel riechendes Aufstoßen in die Haushalte gefurzt wird.
Aber es gibt ja auch in solchen Sendungen Highlights, wenn die einfachen Angestellten eine französische Revolution vortanzen, um in einem symbolischen Akt ihrem Chef den Kopf zu guillotinieren. Das sind die sichtbaren Vorboten der Revolte, die eines fernen Tages in allen Sendern aufgeführt werden wird. Falls die Schuldenerbengeneration mit ihren satten Vorverbrauchern wirklich aufräumen möchte.
Steffen Seibert vom ZDF wurde ja erst neulich in einem Akt pazifistischer Erregung öffentlich in der ARD zerhackt, um auf die verbrecherischen deutschen Rüstungsexporte aufmerksam zu machen.
Bravo, da spiegelt sich wahrer revolutionärer Geist, wie er in den Köpfen junger Mitarbeiter unbedingt herumspuken müsste, damit sie telegen, und nicht stupide langweilig sind.
Wer mit Ende zwanzig noch kein Burn Out Syndrom vorweisen kann, hat in seinem Leben nie eine Schippe angefasst! Was wäre dagegen etwa eine harmlose Gastritis?
Dennoch, wer sich über die Ursachen dieses heimtückischen Öffentlichkeitskillers eingehender informiert, wird bald feststellen, dass sie nur ein Symptom einer noch viel heimtückischeren Krankheit darstellt, welche in allen 4711 Studiobedingungen zu finden ist.
Funkwellen, die von den vielfältigen technischen Studiogeräten wie Moderatorenmikrofon oder Kamerakopfhörern ausgehen, zerhacken den Äther in immer kürzer werdende Luftmassen, was zu Atemnot und Perforierung des Bindegewebes führt.
Anders ausgedrückt, könnte man es so deuten: mit jeder Sendung wird der Schwanz ein bisschen kürzer, also nicht nur am Kopf.
Das belastet ihn. Wie in der Mikrowelle demonstriert, sollten sich Fernsehmoderatoren möglichst wenig bewegen, um nicht gefährlich zu überhitzen. Deshalb sitzen bereits viele von Ihnen hinter schweren, mit Blei verkleideten Schreibtischen. Gleichzeitig verleiht dieses Möbel eine dem deutschen Untertanengeist plausible Chefaura. Wow, da sitzt er, unser Chef. Spricht wie Bundeskanzlerin ins deutsche Wohnzimmer. Mit einem ähnlich gastritischen Grinsen im Gesicht.
Wow, das hat Gewicht.

9.3.10

Studio 4711

Es ist ja nicht einfach hinzunehmen, wie in der letzten Zeit unsere reinste Besinnungstheologie in den Schmutz gezogen wird. Dabei ist das alles längst verjährt! Man möchte ja gar nicht erwähnen, worum es dabei geht. Wir sollten uns nun gemeinsam in diesen schwierigen Zeiten bei den Händen fassen (und nur da), und es uns bei Harald bequem und gemütlich machen.
Dafür lasst uns alle kämpfen, dass es im Studio 4711 in Zukunft gemütlicher wird! Was soll zum Beispiel dieser „Katzentisch“ neben Haralds großem Schreibtisch? Wie soll der Meister da seinen grandiosen Spagat zwischen Stammtisch und Elite vorführen?
Keiner beherrscht den Stammtisch besser als der Waldi vom Sport. Da muss ein Stammtisch hin! Über Sport lässt sich nämlich mit einer Ernsthaftigkeit streiten, wie es sonst in keinem anderen Bereich unserer Gesellschaft vorkommt. Der Waldi könnte gleich die Pointe vom Harald ein bisserl durchkauen, ob sie am Stammtisch auch goutiert wird. Dann wüsste Harald gleich sofort, ob er nur die dünnen Schichten der Elite, oder doch die breiten Massen an den Stammtischen erreicht.
Um auch die Elite noch ein bisschen mehr anzulocken, könnten auf Haralds Schreibtisch zwei Bücher stehen. Zwei moderne Klassiker der vergangenen modernen Theaterlandschaft. Einmal, hervorgehoben auf einem in einer katholischen Blindeneinrichtung gefertigten Häkeldeckchen: das herausragende Theaterstück „Disco Pigs“. Und gleich daneben: „Shoppen und Ficken“, ein Bühnenklassiker, wie ihn bestimmt auch unsere katholische Elite nicht missen möchte.
Endlich würden unsere Intellektuellen einmal angespornt, sich zu trauen, was sie sich sonst nicht trauen. Damit Schmidt sich nicht immer stellvertretend für sie geistig trauen muss! Harald hat den Hang zum Zweitbuch, eher zum Intellektuellen hin, wäre nebenbei die subtil aufrüttelnde Botschaft ans gemeine Volk.
Ein paar Häkeldeckchen als Ärmelschoner sollten natürlich an alle Studiogäste verteilt werden, damit sie sich nach dem Beifall die Hände abtrocknen können. Dazu samtene Vorhänge vor die Fenster, um den Kölner Bauskandal nicht ständig vor Augen zu haben. Insgesamt würde eine herzlich besinnliche Stimmung erzeugt, besonders wenn Haralds Kleinkünstler ihre geistigen Kerzen anzünden.
Vielleicht bringt sogar Benedikt persönlich eine Stehlampe vorbei, oder wenigstens einen Lampenständer, ohne Schirm, ganz nackig und frei. Wir sind ja nicht prüde.
Ich zitiere nur Lukas drei, Psalm sechs: wichtig ist nicht nur Eisen auf dem Dach, sondern auch im Keller! Damit unsere Zukunft bombensicher ist. Deshalb hat Bill Finger dafür gesorgt, dass die Kölner U-Bahn Eisen jetzt in Berlin sicher verbaut sind. Um die Spree, diesen reißenden Strom, der ständig über seine Ufer tritt, endlich einzudämmen.
Danke für Kölner Geschenke! Dem biblischen Lukas sei Dank! Auch niedriger Preis auf dem Schwarzmarkt ist im Grunde genommen wie verschenkt. Danke! Schließlich wären die rostigen Kölner Eisenhaken sonst irgendwo nutzlos auf dem Schrott gelandet. Alle Berliner TV Studios sind jetzt grundwassersicher. Der gemeine Berliner an sich weiß das bei seinen zahlreichen, täglichen Baustellen jedenfalls zu schätzen. Schließlich steht ja der „Hungerhaken“, das Denkmal, noch in Berlin!
Vielmals bedankt!

2.3.10

Durchgangsgeister


Wir sind ja nur getrieben von unseren Gedanken, aber wer das Gefäß gefüllt hat, bleibt rätselhaft. Wer am alten Sender - Empfänger Prinzip festhält, und sich auf anonyme Quoten beruft, kennt seine Kenner nicht und möchte sie nicht kennenlernen. Vielleicht sogar seine eigenen Mitarbeiter während der Arbeit nicht.
Was würde Frau Käßmann zu solch einem Fall wohl sagen? „Schmidt, geh in dich, und werde Mißbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche! Dort kannst du noch Abgründe entdecken, die sogar dir fremd sind.“
Und Schmidt nahm den wohl gemeinten Ratschlag aus dem feindlichen Lager an, unterzog sich einem strengen Büßerritual, und folgte anschließend, weiß wie der Schnee, seinem Herrn zu dienen.
An seinem neuen Arbeitsplatz traf er überraschend seinen Doppelgänger, der sich wie er für die hohe Politik hatte ablichten lassen. Nein, er nannte sich gottlob nicht Oettinger, sondern Rüttgers, was ein wohlklingender, westfälischer Dickschädelname ist.
Rüttgers wetterte sofort los: Ich habe eine Frau, und du hast gleich drei. Das sind ja Sitten wie bei den alten Muselmanen, wie beim Kalifen von Köln.
Bescheiden nickte Schmidt in seine Kutte, reichte seinem Doppelgänger zur Bitte um Vergebung die Hand, und beide zogen sie fortan gemeinsam für die CDU in den Wahlkampf, denn christlich zu sein ist unteilbar verbunden mit dem Kampf für den einzigen Herrn. Und Frieden war fortan im Westfalenland, weil man gemeinsam die Protestanten vertrieben hatte.