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l%C3%BCdecke-a8699a43?trk=profile-badge">Volker Lüdecke

25.9.23

THEATERBESCHIMPFUNG: meine Auswahl zum besten Stück 2023

Mein bester Stücktext 2023 

Warum wähle ich, wie eine Tapete heute, THEATERBESCHIMPFUNG zu meinem besten Stück 2023 aus, obwohl ich den Originaltext bereits 2007 verfasst habe und es schon 2008 im Drei Masken Verlag erschienen ist? Warum wähle ich ausgerechnet Theaterbeschimpfung 2023 zu meinem besten Theaterstück?  

Darf ich das überhaupt?

Ja freilich darf ich das, wenn andere sich nicht entblöden, sinnfreie Stückecharts zu publizieren, weil sie im Geiste nichts anderes als Bundesligisten sind, wo es ein Oben und unten in der Tabelle eben wie die Gezeiten geben muss, ja wo kämen wir ansonsten hin? Was wäre ein Leben ohne Mond?

Sollte ich meine 26 Stücke etwa wie an einer Perlenkette horizontal nebeneinander aufreihen, wenn ich sie genausogut übereinander stapeln kann?

Schaut´s euch halt um, wer noch blöder ist, das macht selbst die Blödesten schlussendlich klug!

V.L. in Berlin

1.8.23

Neuerscheinung Mephisto-Trilogie Teil III

Link zum Buch

 Band 11 meiner Reihe THEATERTEXTE ist auch als ebook erhältlich. Ein paar Sätze zu dieser Arbeit:

Als ich das Stück "Mephisto und die weise Frau" geschrieben habe, lebten wir noch in einer ganz anderen, scheinbar heileren Welt. Die Frage des Klimawandels schien nur eine Frage des persönlichen Engagements zu sein, um der fortschreitenden negativen Entwicklung Einhalt zu gebieten.

Dann kam meine Entscheidung, weiter an dem Stoff zu schreiben, aber das war gleichzeitig der Moment als mir klarwurde, dass wir zu spät agieren und alles viel dringlicher auf die Tagesordnung setzen müssten, weil tatsächlich unvorstellbares Leid für die ärmsten Teile der Weltbevölkerung drohten. Das Ende von nett und lustig war angezeigt.

Das Schockierende gehört sicherlich nicht zu den Stilmitteln aktueller Dramaturgien, weshalb ich in meinen autobiografischen Essays "Im Wurmloch" eine solche Dramaturgie angeregt habe. 

Ein neues Verständnis von Theater, nämlich ein aufrüttelndes, beunruhigendes Bühnengeschehen zu probieren, weg von den reinen Denksportaufgaben und allzu vorhersehbaren Messages, die zu jener gähnenden LANGEWEILE führen, welche das zeitgenössische Schauspieltheater ausstrahlt.

Die Hundescheiße im Gesicht einer Kritikerin darf natürlich nur im übertragenen Sinn verabreicht werden, allein durch das Geschehen auf der Bühne. Weil man sich nicht einfach distanziert entziehen kann, weil allen Zuschauern gleichzeitig etwas geschieht, das ihre Routine bricht. Das Anarchische braucht nicht den Kontrollverlust, sondern den Schockmoment, eine echte Strapaze für die abgebrühten, mit allen Wassern gewaschenen Konsumjunkies im Zuschauerraum.

Die Dramaturgie der Mephisto-Trilogie mit Teil II "Kaventsmann und die Faust im Kopf" und Teil III "Being Mensch" habe ich der Lage angepasst, in der wir uns leider befinden. Während der durchschnittliche Europäer noch Muße hat, darüber zu debattieren und zu seiner kritischen Unterhaltung ins Theater zu gehen, begeben sich an anderen Orten Menschen auf die Flucht, weil sie den Tod vor Augen haben. Und nein, es war nicht immer so. 

Volker Lüdecke, imma in Berlin

 


13.5.23

Offener Brief an den Berliner Kultursenator Joe Chialo


 

Hey Joe!

Glückwunsch! Sie als neuer Berliner Kultursenator verfügen womöglich über mehr Einblicke in Prozesse künstlerischer Arbeit als die meisten ihrer Vorgänger. Auf jeden Fall obliegt Ihnen die bedeutende Aufgabe, die Rahmenbedingungen und Perspektiven der Berliner Kultur neu zu definieren und zu gestalten, sowie Fehlentwicklungen in einzelnen Bereichen zu erkennen und gegenzuwirken.

Als Musiker und Musikmanager sind Sie bestimmt auch mit der Problematik von Coverversionen vertraut. In der Musikbranche existieren klare Regeln. Da sind solche Fälle einfach nachweisbar und meistens wird ein Modus zwischen Komponisten und Interpreten gefunden, der auf einen friedlichen Interessensausgleich hinausläuft.

An den Theatern scheinen solche Regeln nicht eingeführt worden zu sein. Im Gegenteil, man gibt sich im Zweifelsfall pikiert und versucht sogar, gerechtfertigte Ansprüche zu pathologisieren. Frech nach dem Motto: „Wer sich über den Diebstahl seines geistigen Eigentums beschwert, muss krank sein, denn er entzieht sich dem Zeitgeist.“

Es gibt Fehlentwicklungen, deren Wirkungen verzögert eintreten. Ein Verfall der guten Sitten bspw. führt irgendwann zu einem Image, das einer Branche permanent anhaftet. „Gebrauchtwagenhändler“ schreibt vermutlich niemand gern auf seine Visitenkarte. Vielleicht schicken bald einige Verlage keine Manuskripte mehr an ein Berliner Theater, aus Sorge, dass ihre Texte ausgeschlachtet werden. Als illegales "Ersatzteillager" für Coverversionen zu dienen, zum Nutzen unzulänglicher Stücke und ohne Tantiemen, dafür möchte niemand seine Arbeit hergeben. Weil eben an den Theatern im Zweifelsfall keine klaren Regeln definiert worden sind, wie mit Beschwerden über urheberrechtliche Fragen umzugehen sei. Hier sind Sie gefordert, Herr Senator!

Diese Fehlentwicklung kommt dem allgemeinen Trend des zeitgenössischen Theaters entgegen: Dem der Auflösung der Autorschaft. Im Kollektiv, im postdramatischen Schreiben ohne Bühnenfiguren, oder im dramatischen Dilettantismus der „inszenierten Seminararbeiten“.

Der eine Trend bestärkt den anderen.

Gedrechselte Dialoge und Monologe kunstvoll zu verfassen, erscheint derzeit „Oldschool“. Da kommt es auf Essentials wie Urheberschaft bald ebenfalls nicht mehr an. Das Urheberrecht, die rechtliche Basis künstlerischer Textproduktion, wird an einem Theater in Berlin offenbar als Anachronismus betrachtet.

Dramatiker, ein aussterbender Beruf?

Wie etwa der des Bühnenschauspielers, der das Rollenstudium beherrscht und die kunstvolle Sprache seinen Bühnenfiguren in den Mund zu legen weiß? Der mit geschulter Sprechtechnik jede Nuance der dramatischen Verhandlung bis in die letzten Reihen des Theatersaals übertragen kann?

Der Beruf des Bühnenschauspielers wird auf dieser aktuellen, blöden Reise, hin zum wohlfeilen Nichts, ebenfalls für überflüssig erklärt. Man benutzt gelernte Schauspieler zum Aufsagen von Fließtexten, entfremdet ihre Stimmen von jeder Körperlichkeit. Erbärmlicher Missbrauch einer großen Kunst!

Die Frage muss denn auch erlaubt sein, wann die Berliner Theater in den vergangenen Jahren eine Inszenierung von internationalem Rang hervorgebracht hätten? Eine mit dem Prädikat „außergewöhnlich“? Etwas Vibrierendes, Euphorisierendes, Wildes, Beängstigendes, Brutales, Verstörendes!

Donnerndes Theater eben, über das man in anderen Ländern debattiert. Weswegen jemand unbedingt dringend nach Berlin müsste. Das gab´s schon lange nicht mehr, weil ihr das Theater domestiziert habt, auf kleingeistige Weise Kreative in einem absurden Regelwerk erstickt, Künstlern spießige Vorschriften macht. Was man alles nicht darf, und wer unbedingt als nächster aus dem Container rausgeschmissen werden muss, weil interne Codes geringe Beachtung fänden. Damit beschäftigt ihr euch in manchen Berliner Theatern euren lieben, dummen Tag lang.

Das Schlimme ist, den festgeklebten Protagonisten dieser Mittelmäßigkeit fällt nicht einmal auf, wie schlecht ihre Ergebnisse geworden sind. Sie meinen, wenn man sich gegenseitig erstickt, bleiben sie am Ende als Gewinner übrig.

Für welche Berliner Theaterinszenierung standen Zuschauer zuletzt in Warteschlangen vor den Abendkassen, um vielleicht doch noch irgendwie zum Einlass zu gelangen?

Vielleicht will Berlin seit einigen Jahren gar keine Hauptstadt der Bühnenkünste mehr sein? Manchen genügt es, wenn das Wohnzimmer im Winter kuschelig warm ist. Ein Desaster, das die Berliner Kulturpolitik mit zu verantworten hat: Vor wenigen Jahren gab es noch ein Berliner Theater mit internationalem Echo. Die Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz!

„Buy one ticket, get five extra for fünf Euro“

Wird dieses Modell aus der niedersächsischen Theaterprovinz, wo man einen bedeutenden Choreographen wegen Dackelkacke verjagte, bald zum Vorbild für das Schönfärben von Auslastungsquoten?

Subventioniertes Dumping-Theater zerstört die gering subventionierten freien Theater. Wie kann es sein, dass Berliner Bühnen kein gemeinsames Theaterfest feiern, um wenigstens einmal im Jahr aus dem Mief ihrer Institutionen herauszutreten? Einmal im Jahr öffentlich bezeugen, wofür ihr steht, einmal das eigene Anliegen vertreten!

Riskiert doch wenigstens einmal pro Jahr eine Präsentation vor dem gesamten Spektrum der Bevölkerung! Viele habt ihr längst aus den Augen verloren, für die sind eure Häuser NO GO AREAS.

Hey Joe, ich möchte Ihnen nicht zu viel zumuten. Berlin hat viele Probleme, aber die Kultur hat manchmal für vorübergehendes Aufatmen gesorgt. Das fehlt!

Wie lang laufen manche Verträge schon? Wie lang laufen die noch?

Kündigen Sie Verträge, werfen Sie die allzu (un)reifen Birnen raus! Einige der zurzeit regierenden Intendanten und Intendantinnen verantworten ein Ausmaß an Mittelmäßigkeit, einen Niedergang der Schauspielkunst, der Ensemblearbeit und des Bühnenhandwerks, wie es in keiner früheren Spielzeit jemals stattgefunden hat. Die Berliner Schauspielbühnen mutieren zu Gastspielhäusern für internationale Produktionen, weil die alte Garde der künstlerischen Berufe in Rente geht und ihr Können nicht weitergeben darf. Man möchte das Theater neu erfinden, aber möglichst ohne lästige Proben und sprachliches und sprecherisches Niveau.

Doch der Bruch mit der Tradition des Schauspiels ist kein Effekt, der dauerhaft Wirkung zeigt. Ist das eingeübte Ensemble erst einmal in die Netflix Serien abgewandert, wo seriöse Arbeit stattfindet, dann erreichen die Bühnenproduktionen nicht einmal mehr Mittelmäßigkeit! 

In den dunkelsten Kapiteln entstanden oftmals die hellsten Inszenierungen. Weil sich die Bühnenkunst aus sich selbst heraus Relevanz verschaffen kann.

Könnte, wenn man sie nicht domestiziert hätte, zur lächerlich läppischen Trendveranstaltung von Selbstzensierten gemacht hätte. Die Bühnenkunst hat ihre Wildheit verloren, erscheint so gezähmt wie ein artiger Stubentiger. Aus Dramatikern und Dramatikerinnen sind Theaterworkshop Teilnehmer geworden. Ecken und Kanten werden vom ersten Semester an gründlich abgeschliffen. Die tägliche Radio 1 Gehirnwäsche funktioniert.

Die Gefangenen dieses Zeitgeistes wollen dramatische Literatur verfassen?

Das reicht höchstens zur Buchstabensuppe beinahe beliebigen Zeichenzusammenhangs. Natürlich alles im Rahmen der wohlfeilen Trendthemen, die bereits dermaßen infiltriert sind, dass Bürger zu Trendpolizisten mutieren.

Maßstab für Qualität ist die internationale Beachtung.

Ernsthafte Künstler gehören immer und in allen Gesellschaften zu den Minderheiten, aber hierzulande bilden die Zeitgeist Angepassten die künstlerische Avantgarde. Sie haben sämtliche Außenseiter auf dem Gewissen, es gibt praktisch keine Provokation.

Die Angst, aufgrund eines Verstoßes gegen die Corporate Identity der Berliner Theaterdynastien aussortiert zu werden, beschattet die künstlerischen Arbeitsprozesse wie zu Zeiten totalitärer Regime. Je tiefer die Selbstzensur in sie eingedrungen und zur Selbstverständlichkeit geworden ist, desto angepasster die Inszenierungen.

Künstlerisches Außenseitertum ist unabhängig von Hautfarbe, Sprache, sexueller Orientierung und Herkunft. Es müsste vollkommen gleichgültig sein, ob die bedeutende künstlerische Arbeit von einem alten weißen heterosexuellen Mann oder von einer jungen, rothaarigen Transgender Diversen stammt, aber die Bewertungen künstlerischer Arbeiten erfolgen geradewegs anhand der rassistischen, physiologischen und biologistischen Stigmatisierung. So wird es zwar niemals öffentlich proklamiert, aber de facto wird intern anhand dieser Kriterien sortiert.

Das Bevorzugen ausgewählter Minderheiten fördert auf fatale Weise den Begriff des „Exotischen“. Kulturschaffende werden dadurch nicht nur gegeneinander ausgespielt, weil an seiner Abstammung und Herkunft natürlich niemand etwas ändern kann und eigentlich alle gleichgestellt sein müssten, aber hier wird einer Renaissance der verwerflichen „Freakshows“ der Weg bereitet.

Anstelle eines Abbaus von Grenzen erleben wir lediglich eine Verschiebung von Grenzen, und damit eine Verschlimmbesserung der gesellschaftlichen Realität.

Als Theaterautor habe ich in vielen Jahren meiner Arbeit zig Ausreden darüber gehört, warum in Berlin kein Autorentheater möglich sei. Das Schreibhandwerk dramatischer Literatur, das Stückeschreiben, kann aber allein für sich nicht überleben. Ohne das Echo einer Bühne bleibt jeder Theatertext unerfüllt, stehen alle Dramatikerinnen und Dramatiker, Komödiendichter und Stückeschreiber im Abseits. Die "Neue Dramatik" Alibiveranstaltungen an den staatlichen Bühnen verhindern die Entwicklung eines selbstbewussten dramatischen Schreibens, siehe oben.

Hey Joe, überantworten Sie mir und meinen Kollegen und Kolleginnen in Berlin eine große Experimentierbühne, um einen kompletten Spielplan mit neuer Dramatik zu füllen. Verschließen Sie ihre Ohren vor den Einflüsterungen der Festgeklebten, dies sei utopisch. Wir beweisen, wie erfolgreich das wird.

Herr Senator, geben Sie uns die Baracke vor dem Deutschen Theater zurück! Oder das Schillertheater! Oder die Freie Volksbühne!

Wer wie ich mehr als 20 Theaterstücke verfasst hat, ist dafür ausreichend in Vorleistung gegangen. Und werfen Sie diejenigen raus, die das Urheberrecht nicht respektieren. Dann wird ausreichend Platz.

Volker Lüdecke, Berlin


3.5.23

Mein Theatertext "Magic Mushrooms" wieder auf der Bühne

Mein Stück "Magic Mushrooms" geht in die zweite Aufführungsrunde, diesmal an der Kaiserbühne. Die befindet sich ebenfalls in der Schweiz, so wie das turbine theater in Langnau am Albis, wo die gelungene Uraufführung in der Inszenierung von Peter Niklaus Steiner und mit Tina Perger im November 2022 stattfand. 

Ich möchte nicht unbescheiden wirken, aber "Magic Mushrooms" ist einer meiner besten Theatertexte und hätte es verdient gehabt, zum Berliner Theatertreffen 2023 eingeladen zu werden.
Nicht, weil alles so perfekt geschrieben, inszeniert und gespielt wäre, sondern weil die Hauptstadt gefälligst einen ihrer produktivsten Stückeschreiber wertschätzen und pflegen müsste, damit ich nicht eines Tages den ohnehin mühsamen Bettel in der Kulturstadt hinschmeiße und mir einen liebenswerteren Wirkungs- und Wohnort suche.
Vielleicht in einer Stadt, in der das Schauspiel noch einen Stellenwert in der Gesellschaft hat, wo die Unmittelbarkeit der Bühnenhandlung durch gepflegtes Ensemblespiel zur Geltung kommt, und wo man nicht der Meinung ist, dass Theater jedes Uniseminar auf die Bretter stellen müsste.

 
In der letzten Zeit gab es und gibt es Versuche, mir meine Identität und meine Werke zu stehlen. Nicht zum ersten Mal, aber dafür umso krimineller. Es ist leider zu befürchten, dass auch diese Theaterarbeit am Theater KAISERBÜHNE davon in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Ich möchte eines dazu anmerken: Es kostet mich einfach wahnsinnig viel Kraft, gegen diese Mafia juristisch und mit Strafanzeigen vorzugehen, mich und meine Arbeit zu verteidigen. Wo findet man überhaupt Unterstützung, sich gegen eine dermaßen totale, ja fanatische Vernichtungsaktion zu wehren? 

Allein, um meine fundamentalen Bürgerrechte zu wahren?

Volker Lüdecke