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9.10.24

Hupe Online: "Gott" lässt womöglich den Kreml bald abreißen

Hupe Online

Mein anarchistisches Gelächter kannte keine Grenzen, als ich gestern die Meldung in der Zeitung The Telegraph las, dass der große Diktator seine Villa in der Nähe von Sotschi abreißen ließ. Wie berichtet, aus Angst vor Drohnen. Krim-Partisanen hatten die Koordinaten seiner Residenz am Schwarzen Meer veröffentlicht.

Dieser authentische Vorgang veranlasste mich, in den großen Paranoiker einmal hineinzuschlüpfen, mich dreist in ihn einzufühlen, also mich sozusagen spontananarchistisch in einen Gott hineinzuversetzen.

Nach Regen, Hagel und Schnee, wissen alle Götter, stürzen sich auch Drohnen vom Himmel. Eine Plage wie ein Hornissenschwarm.

"Weichet von mir, ihr menschengemachten Insekten, fort, fort!" Ja, gut, es hat gleich geklappt, jetzt bin ich in ihm drin. (In diesem paranoiden Charakter)

Sogleich läuft es mir kalt den Rücken hinunter, Angstschweiß perlt von der Stirn. Paranoiker sollen unangenehm riechen, weil ihre Angst sie ausufernd schwitzen lässt. Dagegen hilft nur ein Saunagang. Doch oh weh, in die hölzerne Sauna könnte eine Drohne hineinfliegen, also reiße ich meine hölzerne Sauna lieber vorsorglich ab.

Ah, Erleichterung macht sich breit, die Sauna ist weg, ausgebaut, in die Sauna kann keine Drohne mehr fliegen, Hurra!

Ich lasse ein Regiment aufmarschieren, alle Soldaten in Reih und Glied müssen brüllen: Hurra!

Aber was ist mit den Schlafzimmern in meiner Villa? Könnten nicht auch dort feindliche Drohnen hineinfliegen?

Ich lasse ins Protokoll des Tages einfügen, meinen Befehl: Alle Schlafzimmer meiner Villa bei Sotschi bis auf die Teppiche herunterzureißen: Wände, Decken, Schränke, Betten, Kommoden, Lampen, Stühle, Sessel und Armaturen, die großen Kinobildschirme, auf denen meine Sexfilme liefen, weg damit, alles plattmachen und in Container damit. Ich brülle: "Raus!"

Bei Gefahr reiße ich eben die Schlafzimmer ein, warum nicht, haha, kann man mich mit fiesen Drohnen darin nicht mehr erwischen. Heimtückische Flugobjekte, die wie angriffslustige Wespen tönen.

Ah, ich lege mich eine Sekunde zum Ausruhen auf die Couch, im Wohnzimmer, nur für einige Minuten, denn schlafen kann ich schon lange nicht mehr. In welches meiner Wohnzimmer lege ich mich denn nun, verdammt, sind so viele, und dieser Abrisslärm, wie könnte ich dabei ruhen?Ja hört, wie ich fluche, schiebe Schimpfwörterkanonen vor mir her, warum dieser verflixte Palast so unübersichtlich errichtet wurde, seine verdrehte, verfickte, verdorbene Architektur!

Plötzlich läuft in einem Flur ein Ventilator an, augenblicklich denke ich wieder an Drohnen, weil eine Drohne genauso sirrend tönen kann.

Nein, kein ertragbarer Lebenszustand das, verstecke mich unter dem Canapé, verbarrikadiere mein Gesicht unter Kissen! Wenn jetzt eine Drohne durch mein Wohnzimmer saust, könnte sie mich dann orten?

Wie meine Lage zu meinen Gunsten wenden?

In einem Zimmer, das längst ausgespäht? Welch verflixter Leichtsinn von mir, die Wohnzimmer kann ich mir nicht mehr leisten, weg damit, werde doch als Feldherr keinen Fehler aus Leichtsinn begehen.

Besser alle Hallen und Wohnzimmer einreißen, damit keine Drohne sie jemals mehr finde. Dieser weise Entschluss wird mich der Geschichte meines Volkes erhalten, nach diesem radikalen Entschluss steht meine Regentschaft gefestigter denn je.

Reißet gleich die Küchen und Bäder mit ein. Von dort aus könnte man mich vergiften. Folgt meinem Befehl, beeilt euch, bevor der Feind seine Untat begeht!

Verbleiben die Keller, die gefüllt mit erlesenen Weinen, und tief darunter mein Bunker, mit seinem Komfort. Beton bewahrt mir mein Leben, verstärkt mit einem Mantel aus Stahl.

Lächelnd öffne ich die Pforte des Bunkers, wie das Tor meines Palastes, doch da fällt mir ein, dass der gesamte Bunker verschüttet werden könnte. Ich unter Metern von Erde begraben, sein Zugang versperrt, und ein Sauerstoffvorrat so bemessen wie im U-Boot Kursk!

Womöglich planieren meine Gegner schon oben, die Erde erzittert unter den Ketten von Raupenfahrzeugen. Was, wenn sie behaupten, Keller habe es hier niemals gegeben? Einen Bunker? Nie etwas von einem Bunker gehört!

Als Lenker der Menschheit muss ich auch diese Gefahr kalkulieren, immer vorausschauend, welche Gefahr mir als Nächstes droht.

Grabt den Bunker gefälligst aus, ihr faulen Hunde! Restlos ausgehoben will ich morgen die Grundmauern sehen, tief bis zur Sohle, zu meinem Wohle. Ich will, weiß Gott, nur noch Erdhaufen sehen.

Dann schlafe ich nie mehr, und meinen Amtssitz, den Kreml, werde ich morgen ansehen.

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