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l%C3%BCdecke-a8699a43?trk=profile-badge">Volker Lüdecke

21.2.06

Stückelesung im Literaturhaus Berlin

Erstes Autorentheater Berlin
Am 5. März 06 um 18 Uhr findet im Literaturhaus Berlin (Fasanenstraße) die Lesung des neuen Stücks "Topterroristen Think Tank" von Volker Lüdecke statt.
Regie: Klara Höfels.
Es werden lesen: Hermann Treusch, Nikolaus Szentmiklosi, Hussi Kutlucan, Erich Schwarz, Stephan Wolf-Schönburg, Andrea Bürgin, Barbara Maria Frey
Der Eintritt ist frei.

8.2.06

Differenz: Krieg und Tsunami

Die Frage der Differenz zwischen Krieg und Tsunami

Wer erinnerte sich nicht an die Fernsehbilder der über Touristen und Einheimische sich brechenden Wellen des Tsunami?
Kurz nach der Naturkatastrophe tauchten immer mehr private Urlaubsfilmchen auf, die zur besten Sendezeit und in Endlosschleife über die Bildschirme flimmerten. Sie lösten beispiellose Wellen von Anteilnahme und Hilfsbereitschaft aus. Jeder konnte Ertrinkende und Ertrunkene, Zerstörung und Not quasi live am Bildschirm miterleben und seinen Emotionen in Form von Spenden und Diskussionen Ausdruck verleihen. Kaum jemals zuvor haben Bilder von Amateurfilmern solche Wirkung erzielt.
Wo aber sind die privat aufgenommenen Bilder jener, die in den Kriegen gegen den Irak, in Afghanistan oder im Kosovo die Folgen der von Menschen verursachten Kriegskatastrophen aufgezeichnet haben? Es gibt sie, das ist so sicher wie die Distribution handlicher Videokameras von Sony, JVC oder Canon zu erschwinglichen Preisen.
Die Würde der Opfer darf nach den ethischen Prinzipien westlicher Medien nicht verletzt werden, doch für die Opfer einer Naturkatastrophe gilt diese Medienethik nicht? Dann stellt sich von selbst die Frage, weshalb?
Die Bilder des Vietnam Krieges lösten vor vielen Jahren jene Emotionen aus, die zu Massenprotesten und zur Anprangerung der Verantwortlichen für diesen Krieg führten. Seitdem haben die Militärs es verstanden, Bildmaterial von Kriegshandlungen, gleich welcher Herkunft, aus den Sendeanstalten fernzuhalten. Daher wissen wir nicht, was dort geschah, denn wir haben es nicht gesehen.
Was wir jedoch gesehen haben, ist die extremste Form von sozialer Distanz. Die im Kopf einer Flugbombe montierte Kamera filmt beim Anflug das Ziel der Zerstörung. In der Regel ein allein stehendes Gebäude einer Industrieanlage, ohne sich in der Nähe aufhaltende Menschen. Der Treffer, die Explosion des Gebäudes, wird dann aus anderer Kameraperspektive gezeigt.
Mit etwas Fantasie kann man sich vielleicht in diesem Gebäude einen Pförtner vorstellen, dessen Tochter ihm in den frühen Morgenstunden das zu Hause vergessene Frühstückspaket vorbei bringt, und beide werden zu Opfern des Abwurfs einer intelligenten Bombe. Aber wir haben es nicht gesehen.
Wurden die Opfer des Vietnam Krieges ihrer Würde beraubt, weil man sie filmte und die Bilder in den Medien zeigte? Oder erhielten sie im Gegenteil ihre Würde dadurch zurück, dass durch ihr sichtbares Leiden der Krieg beendet werden konnte?
Für die sich abzeichnenden, in Zukunft von Menschen verursachten kriegerischen Katastrophen ist es dringend erforderlich, z.B. über das Internet, ein weltweites, neutrales Mediennetz aufzubauen, das eine überall bekannte Anlaufstelle für die Verbreitung privater Filmdokumente aus Krisen- und Kriegsgebieten wird.
Damit dieses Portal den Ruf einer anerkannt neutralen Meinungsverbreitung erhält, sollten als neutral und überparteilich anerkannte Persönlichkeiten aus jedem Kulturkreis und jeder Religion die Schirmherrschaft darin übernehmen. Denn es ist damit zu rechnen, wer sich den Kriegszielen der Militärs öffentlich entgegenstellt, hat überall in der Welt mit Diskreditierung zu rechnen.

Copyreight 2006, V.E.L.

25.1.06

Schweigen hilft nicht!

Schweigen hilft nicht!
Kann es sein, dass in diesem Land mal wieder ein verordnetes Schweigen stattfinden soll?
Da kann man Herrn Trittin nur gratulieren, dass er sich davon nicht anstecken lässt! Der Grad der Empörung darüber, dass man sich zu der Tatsache einer Entführung möglichst nicht äußern soll, wird sich allerdings bei einer sich nach jeder Abwechselung im Medienalltag sehnenden Massenkulturbevölkerung sehr niedrig halten. Das wirkt ungefähr so, als ob man den Trailer der Nachrichtensendungen kürzt.
Aber mal Tacheles reden: die ehemalige Geheimpolizei im Irak wurde von der DDR Staatssicherheit aufgebaut. Kein Wunder, dass die Mitarbeiter der Firma aus Wurzen sich dort sehr sicher fühlten. Schließlich waren sie ja genau dort, wo ihre Vorgänger früher den meisten Einfluss hatten.
Was man im Irak wohl gelernt hat, ist die Tatsache, dass man evtl. mit Scheinentführungen eine Menge Geld verdienen kann. Das hat aber nicht die Presse, sondern allein diese Regierung ausgeplaudert, um Frau Osthoffs Verhalten zu diskreditieren. Die vielleicht eine echte Idealistin ist. So fanatisch gibt sie sich jedenfalls. Ich wünsche ihr trotzdem Glück!

4.12.05

Vorwort

Die Strategie des Authentischen
Die Heiterkeit im Westen über Saddams Informationsminister und dessen Propaganda verbreitenden Nachfolger auf Seiten der islamistischen Terroristen und ihres eventuellen Anführers Sarkawi ist eine der letzten Oasen gefühlter westlicher Überlegenheit gegenüber dieser modernen medialen Präsenz des Regionalen.
Inzwischen lacht man nur noch verhalten über die zur Schau gestellte angebliche Medienunerfahrenheit terroristischer Sprecher, angesichts der gleichzeitig übermittelten Bilder schrecklicher terroristischer Brutalität und Menschenverachtung.
Weniger Beachtung aber findet der eigentliche Vorgang:
Der Angriff des regional Authentischen auf das globale Design des Westens.

Unser Mediendesign verschleierte unsere tatsächliche kriegerische Brutalität der Flächenbombardements im Irak oder Afganistan, denn die Berichte über die brutale und kriegerische Seite des Westens waren, wie allgemein bekannt, Berichte in gemäßem Design.
Genehmigt durch militärische Zensur und ausgestattet mit dem vertrauten Gesicht eines Vor- Ort-Talkmasters, der sozusagen in das Regionale hinabsteigt.
Wir sehen jedoch nicht, was dort (im Namen des Westens) wirklich geschehen ist oder geschieht. Und das erzeugt Unbehagen, weckt Neugier. So funktioniert die Strategie des Authentischen bestens, denn wir schauen uns zum x-ten Mal staunend diesen scheinbaren medialen Dilettantismus der Terroristen an und verbreiten ihn in der ganzen Welt.
Also nutzen sie geschickt die Nachrichtenvertriebswege ihrer ideologischen und militärischen Gegner.

Volker Lüdecke (Kommentar zum Artikel von Florian Rötzer http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21747/1.html )


Der Bühnen- und Filmstoff Topterroristen Think Tank entstand vor der Entführung der Archäologin Susanne Osthoff im Irak.
(ein guter Artikel zu diesem Thema: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21672/1.html )
und zum Stück Topterroristen Think Tank
Die aktuellen Kommentare über, und Verwirrungen um Frau Osthoff zeigen jedoch besonders deutlich die Berechtigung und Aktualität des vorliegenden Textes.
Zusätzlich möchte ich auch auf die Simulation von Kriegseinsätzen verweisen, für die zur Zeit in mehreren deutschen Städten für die US-Army rekrutiert wird. Ihr könnt euch dort gegen einen Hungerlohn der Simulation von Kollateralschäden aussetzen. Viel Spaß, die Adresse: www.us-statisten.de
Allein die beschriebenen Bedingungen sind in meinen Augen menschenunwürdig. Lest selbst!
Wer sagt denn, dass Blogger nichts verändern können?

http://www.netzeitung.de/internet/372634.html

Zu Topterroristen Think Tank:
Die amerikanische Politik, wie auch immer bewertet, bedient sich zunehmend so genannter Think Tanks. Sie haben sehr großen Einfluss auf das reale politische Handeln. Mögliche Politik- und Zukunftsszenarien werden simuliert. Ähnlich verfährt auch das Militär.
Einen solchen Versuch einen gesellschaftlichen Vorgang mit theatralischen Mitteln zu beschreiben, also mit wechselnden Perspektiven, ernsthaft, komisch, schräg, poetisch, karikierend und spannend, unternimmt der vorliegende Text, Topterroristen Think Tank.
Viel Spaß beim Lesen!

Volker Lüdecke

Titel des stücks/ Filmstoffes


Topterroristen Think Tank


Ein Bühnenstück/ Filmstoff von Volker Lüdecke

Prolog

Stabilität, meine Herren
Ist oberstes Gebot für
Volkswirtschaften. Doch
Gibt es einen Krieg gegen
Zum Beispiel Terroristen
So heißt es ihn verbergen

Der Unterschied, meine Herren
Zwischen einerseits Verbergen
Und andererseits Verstecken
Macht unsere Kunst aus im Feld
Von Demokratie zu handeln
Mit ihrer freien Presse

Der Bürger hat Verständnis
Als Laie nicht zu wissen
Was dort genau geschieht
Sofern man ihn im Groben
Und Ganzen meinungsweise
Teilnehmen lässt

Bild 1

Ein Hangar wie ein Militärlager. Hotelinventar, Munitionskisten, Decken, Kronleuchter, Samtsessel und ein Piano.


@Thirsty Sag ihm, wenn er keinen Einfluss mehr hat, kappen wir die Leitung.
@Thirdman Das ist vielleicht nicht klug. Was weiß ich?
@Thirsty Vielleicht! Vielleicht hat er uns verkauft. Ist es dann zu hart? Es gibt andere Kontakte. Wir geben uns nicht mit Lokalshit ab. Oder was ist so eine Meldung wert?
@Thirdman Irgendwelche Redakteure entscheiden, was wann wie gesendet wird. Er entscheidet es nicht.
@Thirsty Und who the fuck sind wir, dass wir uns mit einem Laufburschen abgeben? Setz ihn unter Druck!
@Thirdman Ein Vertrauter ist solange ein Vertrauter, bis wir etwas anderes erfahren. Dann ist er ein Toter.
@Thirsty Die brauchen uns. Ihr ganzer fucking Sender hängt von uns ab. Wenn es uns nicht schon gäbe, würden sie uns erfinden. Was sollen sie senden, um in der ganzen Welt in die Wohnzimmer gezappt zu werden, wenn nicht über uns?
@Thirdman Sie senden, was alle senden. News, news, und nochmal news.
@Thirsty Verdammtes System! Sollen sie lieber Programme machen über Diätprobleme meinetwegen, Heiratsangebote oder Modetrends! Keine Meldung mehr über globale Konflikte. Die Welt ist in Ordnung. Unsere message an sie. Was machen sie dann, unsere busy boys of sender? Maultrommel spielen?
@Thirdman News werden von ganz anderen Stellen aufgekocht.
@Thirsty Allóra, welche Probleme haben wir? Von diesen Hündchen mit ein bisschen Technik. Pasta basta!
@Thirdman Eine Intervention. Incredíbile! Eine dritte Fraktion hat sich eingeschaltet. Möglicherweise, vielleicht.
@Thirsty Identifiziert?
@Thirdman Culo, die haben einen Bonus, ein Privileg. Da hält jemand seine Hand drüber.
@Thirsty Cool, ein paar Fotos, dann erledigen wir das. Paff, Bumm.
@Thirdman Professionals? Dann wäre das so einfach nicht.
@Thirsty Ok, dann müssen wir eben noch mal die alte Quelle anzapfen. Mach ihnen ein Angebot, oder setz sie unter Druck! Mir egal, wie. Oder sollen etwa wir von der Bildfläche verschwinden?
@Thirdman Un probléma, due problémi. Mindestens. Es handelt sich um Journalisten. Wenn du denkst, du kannst sie kaufen, pochen sie plötzlich auf ihr Berufsethos. Denkst du aber, das klappt nie, kommen sie dir mit geöffneten Händen entgegen und wollen kassieren. Money, money, money!
Keiner kennt sich mit denen aus. Einen kannst du sicher unter Druck setzen, aber gemeinsam sind sie alle unbestechlich und nahezu heilige Helden der öffentlichen Aufklärung.
@Thirsty Wir sind nicht mehr so klein wie sie meinen. Sie wollen ein Exempel? Fine, dann sollen sie ihr Exempel kriegen. Ihr Sender fliegt in die Luft. Nur Sachschaden. Sollen sie von vorn anfangen, mit einer alten Antenne und einer Autobatterie.
@Seconda Basura, companeros! Die Power haben wir nicht. Denkt direkt an den Feind. Wer scheidet aus, wer kommt in Frage? Vielleicht alles nur ein Zufall, und gar nicht gegen uns gerichtet. Allgemeine Terrormüdigkeit, oder so. Keine Lust mehr auf Realität, vielleicht. Oder es kommt noch von ganz anderer Seite. Aber eines ist klar: ich habe kein Vertrauen mehr in unseren Verbindungsmann. Da wollen zu viele mitverdienen.
@Thirdman Allah ist groß. Kennst du etwa bessere?
@Seconda Es ist Zeit für einen neuen Weg. Wir sind zu berechenbar geworden. Man langweilt sich über unsere Aktionen.
@Thirdman Wenn wir nur noch an unsere Sicherheit denken.
@Thirsty Bullshit! Wir lassen uns nicht aufmischen. Unsere Sicherheit ist alles. Deshalb müssen wir bessere Aktionen schneller durchführen. Und dann weg, damit uns keine Rakete auf den Kopf fällt.
@Seconda Peng, wir werden gesendet. Haha, jedenfalls das, was von uns noch übrig ist. Leichenteile, close up. Erfolg für ihre Army.
@Thirdman Meinst du einen ihrer weltberühmten chirurgischen Eingriffe?
@Thirsty Big Brother am Mikroskop: da ist sie, die bösartige Zelle!
@Thirdman Marschflugkörper, Marsch!
@Thirsty Oh, sorry, sorry, bad news! Wieder very perfect eine Hochzeitsgesellschaft bombardiert. Tut uns leid, aber man sieht ja, wie präzise unsere Bomben sind. Keine weiteren collateral damages.
@Thirdman Nur Hunde, Katzen und Kinder. Die laufen da immer unkontrolliert herum. Selbst schuld, warum passen sie auch nicht besser auf sie auf?
@Seconda Ridículo! Lachen kann man, solange man noch einen Mund hat. Ich nutze die Kraft der religiösen Sätze. Man hat mir erzählt, dass heimlich Warnungen ausgegeben werden, bestimmte Viertel zu einer bestimmten Zeit zu meiden. All das müssen wir wissen.
@Thirdman Warning! This area is very dangerous. Don´t cross the border. Keep out your dick!
@Thirsty Stopp! Sie hat Recht.
@Thirdman Perfetto, wir sollten hier ein Waisenhaus eröffnen, eine Spur hinterlassen und dann Peng! Ein Fressen für die internationale Presse.
@Thirsty Und wenn sie uns persönlich markiert haben? Irgendwo einen Chip implantiert?
@Seconda Perfído! Ich habe mich bei den Menschenrechtsgruppen und humanitären Organisationen beliebt gemacht. Als Mutter von fünf Kindern, Mann gefallen im Krieg. Sie liefen über voll Mitleid.
@Thirdman Und wer wusste davon? Die etwa?
@Thirsty Ich nicht. Nada, nothing.
@Seconda Ja, ich habe mich wirklich für sie interessiert, und sie leisten ja auch wirklich gute Arbeit. Sie wollen wirklich helfen, und verraten einem Details.
Aus purer Nächstenliebe. Und damit sie nicht nach jedem Bombardement, das Säuberung genannt wird, ihre Kontakte in der Bevölkerung neu aufbauen müssen, versuchen sie ihre Beziehungen zu schützen. Von ihnen kommen die Warnungen. Es gibt viele Armeen in einem Krieg, und manche Grenzgänger.
@Thirsty Funny! You make me curious. Mehr davon!
@Seconda Und noch etwas leisten sie muy bien. Fast alle tragen ihre privaten Videokameras mit sich herum, um für die Lieben zu Hause die Aufregungen zu dokumentieren, die sie als Helfer natürlich miterleben.
So sind auch die Folterbilder von Abu Ghraib an die Öffentlichkeit gekommen. Also, diese nützlichen Helfer stapfen auf Schlachtfeldern umher, und wenn sie keine Überlebenden mehr finden, denen sie einen Verband machen oder eine Aspirin geben können, nehmen sie zum Zeitvertreib alles auf, was gerade frisch abgetrennt wurde: Hände unter Trümmerschutt, dazu einen Kinderteddy, abgetrennte Gliedmaßen, ein Haarschopf in zerstörtem Mobiliar.
Na ja, ihr wisst schon, was ich meine. Seht ihr ja selbst jeden Tag. Oder seht ihr das gar nicht mehr? Sie machen nicht besonders professionelle Aufnahmen, aber darauf kommt es nicht an.
@Thirsty Ok, come on, was für eine Plauderstunde!
@Seconda Tranquillo! Sie sind im fremden Land, und dadurch natürlich auch Touristen. Aber das dürfen sie nicht sein, vor ihrem eigenen Anspruch nicht. Und daher meldet sich irgendwann ihr Gewissen.
Kurz: einige wollen dieses Material loswerden. Vielleicht sogar sinnvoll weiter reichen, was weiß denn ich? Keine Plauderstunde.
Es bedrückt sie wirklich! Vielleicht weil sie ihren Lieben daheim doch nicht mehr die Clusterbombenwahrheit zumuten wollen.
Geld haben sie erstmal nicht verlangt, aber wer weiß, manche sind vielleicht doch geschäftstüchtig.
Kann sein, dass einige Geld machen wollen damit, aber dann bei ihren Sendern, CNN, NBC, BBC, oder wie sie noch heißen.
@Thirsty Money, von uns?
@Seconda Nein, sie denken sich ganz naiv, meine Videokamera war doch zu Hause so teuer, und macht wirklich gute Bilder, das ist doch absolut sendefähiges Material! Wenn ich das abends auf meinem kleinen Hotel TV anschaue.
Das kann ich bestimmt an einen Sender verkaufen und mache, neben meiner guten Tat, auch noch eine hübsche Summe Cash. Aber dann glauben sie es sich selbst nicht und ihr Mut verlässt sie. Sie wissen nicht wie. So komme ich an das Material.
Sie denken, ich könnte das eventuell für sie regeln.
@Thirsty Wie viel gibst du denn preis von uns? Welche Bedeutung gibst du dir da draußen? Auf unsere Kosten? Haben wir etwa deinetwegen Stress?
@Seconda Sie bieten das vielen an, aber niemand will es haben. Ich habe so getan, als ob ich mir aus Höflichkeit ihre Videos ansehe. Aber dann war ich geschockt.
Sie hatten einfach die Kamera direkt auf die Opfer drauf gehalten, ohne Skrupel oder Journalistischen Ethos. Ich hätte kotzen können.
Aber, das Zeug ist gut für unsere Sache, muss unbedingt gesendet werden!
Es kann die Emotionen entfesseln und unserer Sache eine gigantische Öffentlichkeit bringen.
@Thirdman Vergiss es! Wer sollte das senden? Etwa unser kleiner Provinzsender?
@Thirsty Ich werde denen auf die Nerven gehen. Plappermäuler, Schmierenredakteure!
@Seconda Cuidado! Jetzt komme ich auf den Punkt. Ich habe schon eine Menge von dem Material eingesammelt und kopiert. Sie hatten bald gemerkt, dass ich wirklich Interesse habe. Was dann passierte, war interessant:
bei jeder Gelegenheit wollten sie mir ihre Videos aufdrängen. Wie im Basar! Europäer, Amerikaner, Australier! Nicht viel hätte gefehlt, und sie wären mir sogar in die Moschee gefolgt. Warum? Ganz einfach, auch Hilfsorganisationen brauchen Öffentlichkeit. Weil sie von Spendengeldern abhängig sind. Erscheinen sie nicht in den Medien, fließen Spendengelder nur noch spärlich. Sie sind wie wir!
Entendidos? Also, ich habe auf diese Weise nicht nur Videos de privado bekommen, sondern auch die offiziellen Werbevideos von Hilfsorganisationen. Die zensierten Versionen, die sie sich bei Kaffee und Kuchen zusammen mit ihren Sponsoren ansehen. Weniger grausame Bilder, und natürlich eingeblendete Logos der Organisation.
Manchmal kommentiert ein @Sprecher mit beschriftetem Mikrofon, oder wird selbst interviewt. Dann wird noch schnell ein Jeep mit dem Emblem der Organisation am Bombentrichter neben das blutende Opfer geparkt, um authentische Bilder vom Einsatz vorzuweisen. Mir wurde speiübel, als ich die Mediengeilheit sah. Jeder möchte in seiner Funktion öffentlich gewürdigt werden und verrenkt sich dafür den Hals.
@Thirsty Take two more minutes.
@Seconda Oh, ja, vielen Dank, dass ihr mir zuhört. Ich habe nämlich einen Plan, und ihr? Etwas für unseren kleinen, aufstrebenden Provinzsender. Dieses Material wird sie persönlich unter Druck setzen. Wie mickrig sie sind, weil sie die Wahrheit, die Wirklichkeit, nicht zeigen dürfen.
Nein, sie werden es nicht senden. Sie hängen ja von den internationalen moralischen Standards ab.
Ganz offiziell erhalten sie das Paket. Sonst sagen sie, wir hatten ja kein Bildmaterial darüber, konnten gar nichts veröffentlichen. Dann behaupten sie, von den Militärs haben wir während der Kriegsberichterstattung nur Snacks serviert bekommen. Flächenbombardements? Haben wir nicht mitbekommen, zu gefährlich!
Und sie werden sich fragen, woher haben die das? Etwa eine geheime Allianz von Terroristen und Hilfsorganisationen? Werden Sie vielleicht von dritter Seite unterstützt?
@Thirsty OK, sie wären verwirrt. Das ist gut, aber nicht mehr, als bei einem konventionellen Anschlag. I ask myself, which way is more easy?
@Thirdman Was kostet mehr Zeit, was wirbelt mehr Staub auf?
@Seconda Unsere Handschrift! Jeder muss sofort erkennen: diese Aktion stammt von uns.
@Thirdman Genau das hatte ich schon gesagt.
@Seconda Sie denken wir sind klein und unbedeutend. Eine kleine Zelle, bewaffneter Widerstand, lokal begrenzt. OK, sollen sie ihre Meinung ändern. Wir ziehen aus dem Nichts eine Medienkampagne auf. Bringen sie in moralischen Zugzwang.
Senden sie das Material, drehen ihre Geldgeber durch. Senden sie nicht, verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit.
Wenn es bekannt wird. Und dafür sorgen wir. Schachmatt!
@Thirsty So einfach? Gut, sie leben in einer verdammten Schizophrenia. Du hast Recht.
@Thirdman Ein Auto fliegt in die Luft, kaum Sachschaden am Sender, aber eine unverblümte Warnung. Das ist unser Stil!
@Thirsty Bastards! Gestern haben sie uns Bekennervideos noch aus der Hand gerissen: please, when do you plan next action? Remember me, my friend! We want the Erstausstrahlung, sure! Who the fuck sind wir? Sollen grübeln, warum sie ihren Kopf verdreht haben, wir? No!
@Thirdman Bumm, fliegt ihnen von der macchina , dem alten Japaner, ein Haufen Rost ins Hirn. Ich stelle ihn ab, wann und wo ihr wollt.
@Seconda Ist das unser Profil, ja? Wir waren nie nur primitiv.
@Thirsty That´s right, wir sind keine lausige streetgang, die zum Vergnügen ab und zu eine Bombe explodieren lässt. Ein bisschen Feuerwerk in der Nacht.
Wir haben riskante Anschläge auf military bases gemacht. Unter ihrer perfekten Satellitenüberwachung!
@Thirdman Das sage ich die ganze Zeit. Wir müssen uns nicht mehr beweisen!
@Thirsty Durch unsere superintelligenten, rasanten Aktionen sind wir bekannt geworden. Hier im Viertel, in der Stadt, im ganzen Land! And who the fuck knows where!
Aber jetzt klemmt es. Jemand hat bessere Beziehungen. Eine dicke Brieftasche. Und wir sind raus.
@Thirdman Hilfe für Hilfsorganisationen! Unser Image, das wir uns aufgebaut haben? Ohne das sind wir nichts, niente!
@Seconda Entonces, Bumm!
@Thirsty Wir fangen niemals am Anfang an. Unsere Strategie ist eine Folge der Folge, was die Folge war von einem Grund, aus dem Folgendes folgt. OK?