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l%C3%BCdecke-a8699a43?trk=profile-badge">Volker Lüdecke

9.10.24

Hupe Online: "Gott" lässt womöglich den Kreml bald abreißen

Hupe Online

Mein anarchistisches Gelächter kannte keine Grenzen, als ich gestern die Meldung in der Zeitung The Telegraph las, dass der große Diktator seine Villa in der Nähe von Sotschi abreißen ließ. Wie berichtet, aus Angst vor Drohnen. Krim-Partisanen hatten die Koordinaten seiner Residenz am Schwarzen Meer veröffentlicht.

Dieser authentische Vorgang veranlasste mich, in den großen Paranoiker einmal hineinzuschlüpfen, mich dreist in ihn einzufühlen, also mich sozusagen spontananarchistisch in einen Gott hineinzuversetzen.

Nach Regen, Hagel und Schnee, wissen alle Götter, stürzen sich auch Drohnen vom Himmel. Eine Plage wie ein Hornissenschwarm.

"Weichet von mir, ihr menschengemachten Insekten, fort, fort!" Ja, gut, es hat gleich geklappt, jetzt bin ich in ihm drin. (In diesem paranoiden Charakter)

Sogleich läuft es mir kalt den Rücken hinunter, Angstschweiß perlt von der Stirn. Paranoiker sollen unangenehm riechen, weil ihre Angst sie ausufernd schwitzen lässt. Dagegen hilft nur ein Saunagang. Doch oh weh, in die hölzerne Sauna könnte eine Drohne hineinfliegen, also reiße ich meine hölzerne Sauna lieber vorsorglich ab.

Ah, Erleichterung macht sich breit, die Sauna ist weg, ausgebaut, in die Sauna kann keine Drohne mehr fliegen, Hurra!

Ich lasse ein Regiment aufmarschieren, alle Soldaten in Reih und Glied müssen brüllen: Hurra!

Aber was ist mit den Schlafzimmern in meiner Villa? Könnten nicht auch dort feindliche Drohnen hineinfliegen?

Ich lasse ins Protokoll des Tages einfügen, meinen Befehl: Alle Schlafzimmer meiner Villa bei Sotschi bis auf die Teppiche herunterzureißen: Wände, Decken, Schränke, Betten, Kommoden, Lampen, Stühle, Sessel und Armaturen, die großen Kinobildschirme, auf denen meine Sexfilme liefen, weg damit, alles plattmachen und in Container damit. Ich brülle: "Raus!"

Bei Gefahr reiße ich eben die Schlafzimmer ein, warum nicht, haha, kann man mich mit fiesen Drohnen darin nicht mehr erwischen. Heimtückische Flugobjekte, die wie angriffslustige Wespen tönen.

Ah, ich lege mich eine Sekunde zum Ausruhen auf die Couch, im Wohnzimmer, nur für einige Minuten, denn schlafen kann ich schon lange nicht mehr. In welches meiner Wohnzimmer lege ich mich denn nun, verdammt, sind so viele, und dieser Abrisslärm, wie könnte ich dabei ruhen?Ja hört, wie ich fluche, schiebe Schimpfwörterkanonen vor mir her, warum dieser verflixte Palast so unübersichtlich errichtet wurde, seine verdrehte, verfickte, verdorbene Architektur!

Plötzlich läuft in einem Flur ein Ventilator an, augenblicklich denke ich wieder an Drohnen, weil eine Drohne genauso sirrend tönen kann.

Nein, kein ertragbarer Lebenszustand das, verstecke mich unter dem Canapé, verbarrikadiere mein Gesicht unter Kissen! Wenn jetzt eine Drohne durch mein Wohnzimmer saust, könnte sie mich dann orten?

Wie meine Lage zu meinen Gunsten wenden?

In einem Zimmer, das längst ausgespäht? Welch verflixter Leichtsinn von mir, die Wohnzimmer kann ich mir nicht mehr leisten, weg damit, werde doch als Feldherr keinen Fehler aus Leichtsinn begehen.

Besser alle Hallen und Wohnzimmer einreißen, damit keine Drohne sie jemals mehr finde. Dieser weise Entschluss wird mich der Geschichte meines Volkes erhalten, nach diesem radikalen Entschluss steht meine Regentschaft gefestigter denn je.

Reißet gleich die Küchen und Bäder mit ein. Von dort aus könnte man mich vergiften. Folgt meinem Befehl, beeilt euch, bevor der Feind seine Untat begeht!

Verbleiben die Keller, die gefüllt mit erlesenen Weinen, und tief darunter mein Bunker, mit seinem Komfort. Beton bewahrt mir mein Leben, verstärkt mit einem Mantel aus Stahl.

Lächelnd öffne ich die Pforte des Bunkers, wie das Tor meines Palastes, doch da fällt mir ein, dass der gesamte Bunker verschüttet werden könnte. Ich unter Metern von Erde begraben, sein Zugang versperrt, und ein Sauerstoffvorrat so bemessen wie im U-Boot Kursk!

Womöglich planieren meine Gegner schon oben, die Erde erzittert unter den Ketten von Raupenfahrzeugen. Was, wenn sie behaupten, Keller habe es hier niemals gegeben? Einen Bunker? Nie etwas von einem Bunker gehört!

Als Lenker der Menschheit muss ich auch diese Gefahr kalkulieren, immer vorausschauend, welche Gefahr mir als Nächstes droht.

Grabt den Bunker gefälligst aus, ihr faulen Hunde! Restlos ausgehoben will ich morgen die Grundmauern sehen, tief bis zur Sohle, zu meinem Wohle. Ich will, weiß Gott, nur noch Erdhaufen sehen.

Dann schlafe ich nie mehr, und meinen Amtssitz, den Kreml, werde ich morgen ansehen.

 Copyright 2024, Volker Lüdecke, Berlin


29.9.24

Tyrannen morden

 Volker Lüdecke

Tyrannen morden

Als Anarchist meine ich, mir alles erlauben zu dürfen. Den Angepassten einen Spiegel vorhalten? Gehört zu meinen liebsten Streichen.

Wartend in der Schlange vor einer Supermarktkasse, die nicht vorankommt, weil sich eine Kundin bei den Zigaretten, die ihr die Kassiererin aus einem Fach reicht, nicht entscheiden kann, oder den Beipackzettel lesen möchte, fehlt´s mir spontan an Geduld.

„Hamma´s jetzt?“

Die Kundin zuckt zusammen, nimmt augenblicklich die nächste der angebotenen Schachteln und eilt aus dem Laden. Von ihrem auffälligen Veerhalten inspiriert, erinnere ich mich an die Verbrechen der Hamas in Israel und den darauffolgenden Krieg in Gaza. 

Die in der Schlange hinter mir Wartenden grinsen, und die Kassiererin auch.

Ich überlege, ob ich in der letzten Zeit in einem Fettnäpfchen gelandet bin, man erfährt ja von anderen über sich so gut wie nichts, und meistens auch nicht direkt das, was die Leute über einen verbreiten. Wann wurde ich zuletzt an einer Supermarktkasse gemaßregelt?

Doch, ja, wurde ich neulich auch.

Gemüse kaufe ich meistens in tiefgefrorenem Zustand, weil ich aus dem Gefrierfach davon weniger wegwerfe als aus dem Kühlschrank, außerdem habe ich dann immer Frisches zum Kochen da.

In jener Kassenschlange direkt vor mir, eine Frau ungefähr in meinem Alter, legt aus dem Einkaufskorb ein Bündel Zucchini mit aufgeklebtem Preisschild, desgleichen eine Gurke, eine Avocado, sechs Tomaten und drei Paprika, unverpackt auf das Kassenband.

Ich, hinter ihr in der Kassenschlange, stapele hinter ihrem Trennungsbalken meine Kartons mit Rucola-Pizzen und Plastikbeutel voller Misch- und Kaisergemüse auf, wobei sie mich, mir kontrolllustig zugewandt, mit geringschätzigem Blick taxiert.

„Frisch ist das aber nicht.“

Meinen Einkauf zu kommentieren, der sie nichts angeht, macht mich schlagfertig.

„Doch, frisch eingefroren.“

Mitleidigen Blickes wendet sie sich von mir ab, einen hoffnungslosen Fall falschen Bewusstseins auf mich projizierend. Nach dem Bezahlvorgang bettet sie ihr Gemüse bedächtig in eine Jutetasche und stolziert aus dem Geschäft wie eine alte Missionarin im Land der Azteken.

Selbstverständlich wäre ich froh, wenn das Problem mit dem Verpackungsmüll von den Verursachern in den Griff zu bekommen wäre, aber auf Tiefkühlkost verzichten? Womöglich den Verkauf von Tiefgefrorenem verbieten?

Das Gefühl der moralischen Überlegenheit kenne ich gut. Bei mir hatte es sich besonders stark in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts herausgebildet, als ich gegen Kernkraft, gegen Rechtsradikale und gegen militärische Aufrüstung demonstrierte.

Ich kann mich noch gut an das Demolieren eines PKWs erinnern, in dem vier Teilnehmer eines Neonazi Aufmarsches saßen. Sie hatten Pech, ihr Auto war nach der Demo im Stau steckengeblieben und an Aufklebern eindeutig zu identifizieren.

Demolierte Rückspiegel und verbogene Scheibenwischer, mehr nicht, an ihrer Limousine entstanden lediglich Blechschäden, aber die Angst in ihren Gesichtern werde ich nicht vergessen.

Von einer Menge an Demonstranten umringt zu sein, die den Wagen schaukeln und ersatzweise Mercedes Blech verdreschen, war von innen betrachtet bestimmt kein Vergnügen. Trotzdem fühlte es sich damals gut und richtig an, Neonazis auf diese Weise zu belehren.

Vermutlich haben wir damals genau das Gegenteil einer pädagogischen Umerziehung erreicht, was mich bis heute beschäftigt. Wie geht man mit solchen Leuten um? Durch Gewalt steigt der Hass bis ins Unermessliche, und eines Tages eskalieren Gewalt und Gegengewalt umso mehr.

Betrachte ich manche meiner damaligen Aktionen aus meiner heutigen Perspektive, kann ich mein Handeln nur schwer nachvollziehen, aber jung und wild zu sein bedeutet eben nicht, weise und vorausschauend zu handeln.

Meine Wut damals war auch eine Reaktion auf die deutsche Geschichte. Ausgelöst durch einen Dokumentarfilm im Gemeinschaftskundeunterricht der Lutherschule in Hannover, der uns unbedarften Schülern die Befreiung eines Konzentrationslagers am Ende der Nazidiktatur zeigte. Diese Bilder der faschistischen Gräueltaten werde ich nicht vergessen.

Genau diese Wut in den Bäuchen der nachfolgenden Generationen war vermutlich auch eine Geburtshelferin des RAF-Terrorismus. Ihre gezielten Morde kamen jedoch Jahrzehnte zu spät, während der Nazidiktatur wären sie vertretbar gewesen.

Wie mit den zahlreichen Menschen umgehen, die auf ihrer Suche nach Sündenböcken andere als minderwertig betrachten? Oder denjenigen, die religiös verblendet sich über „Ungläubige“ erheben? Meinungen lassen sich nicht verbieten, aber aggressive Hierarchien können enthauptet werden, wie beispielsweise der Faschismus.

Deshalb plädiere ich für den Tyrannenmord.

Für Demokratien gilt das nicht, regierende Dummköpfe lassen sich abwählen, und sie sind keine aggressiven Hierarchien.

Die Spirale der Gewalt beschleunigt zurzeit weltweit ihre Umdrehungen, wodurch Fliehkräfte entstehen, die gegen uns alle wüten werden. Entrinnen kann dem bald niemand mehr. Die Nachdenklichen und Aufmerksamen spüren diese Gefahr, weshalb wir, Du und ich, die dafür Verantwortlichen stoppen müssen.

Die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts sind mahnendes Beispiel, und die Dreißiger dieses Jahrhunderts brechen bald an. Wiederholt sich das Trauma, das meine Eltern als Kinder und Jugendliche erleiden mussten und das sie unbewusst weitergaben?

„Der Teller wird leer gegessen!“

Als Kind wurde mir ein „niemals Verschwenden“ eingeimpft, sogar wenn mir, als schlankem Jungen, am Mittagstisch die dreimal aufgewärmte Mahlzeit zum Hals wieder herauskam. Traumatisierte Generationen geben ihre Ängste weiter, vererben ihre markerschütternden Erfahrungen, ihre Ängste vor Gewalt und Hungerleiden aus Kriegs- und Nachkriegszeiten.

Angst ist vererbbar.

Die täglichen Hiobsbotschaften von den Kriegsschauplätzen machen sprachlos, ja sogar meinungslos, hilflos. Bald werden wieder Eltern ihre tief erlebten Ängste auf ihre Kinder übertragen, auf Kinder, die heute noch gar nicht geboren sind. Es brennt und frisst sich wieder ein Grauen tief in die kollektive menschliche Psyche hinein, wie ein Stempel auf einem zukünftigen Totenschein.

Plötzlich erkenne ich mich in der Rolle meiner Vorfahren wieder, die vermutlich auch den Frontberichten lauschten, damals jene furchtbaren, von den Nazi-Demagogen verzerrten Meldungen, wie nun wieder in Russlands Medien. Die Wahrheit ist mal wieder vor unseren Augen gestorben, wem kann man glauben, wer verfolgt welches Kalkül?

Wiederholt sich das alles, diese grenzüberschreitenden Blut- und Herkunftsorgien, diese unfassbaren Dummheiten? Die fanatische Gier nach imperialer Größe und abstraktem Einfluss? Wieder Folter in Internierungs- und Vernichtungslagern?

Demut sei eine Voraussetzung für erfolgreiche Kommunikation, lese ich von einem erfolgreichen Publizisten, der sich kritisch über das zeitgenössische Theater und die aktuelle Debattenkultur verbreitet.

Haben wir verlernt, demütig zu sein?

Das Zuhören wird allgemein nicht als aktive Leistung gewürdigt, eher als Passivität und Zaudern fehlinterpretiert. Schnellsprechen erscheint dagegen als geistige Flexibilität und legt sich wie ein gurgelnder Lautteppich über meinungsbildende Talkshows.

Das unbeirrt stoische Vorwärtssprechen suggeriert Kompetenz und Durchsetzungsvermögen. Power, Persönlichkeit, Polemik. Was hinterher am Ende dabei herauskommt, landet gelegentlich als mediale Leiche auf dem Seziertisch der Nachbesprechungen, die kaum interessieren.

Er oder sie haben im Millisekunden Zeitfenster unserer Aufmerksamkeit eine gute Figur gemacht, darum geht´s, darum dreht sich zu viel in unseren Medien. Deren innere Zerrissenheit arbeitet sich im Wettbewerb mit den Privatismen der sozialen Medien ab, die sich wie riesige internationale Medienkonzerne mit Meinungshoheit ausgebreitet haben.

Ihr demokratischer Anschein, die angebliche Meinungsvielfalt, wird per Algorithmen kanalisiert. 

Seit ein paar Jahren darf ich auch via Instagram mein anarchistisches Bewusstsein der solidarischen Selbstbestimmtheit verbreiten, und nehme mir heraus, keiner Debatte aus dem Weg zu gehen.

Weshalb mir wöchentlich ein Shitstorm, oder das Gecancelt werden blüht.

Im Moment scheine ich gerade mal wieder gecancelt worden zu sein, die bekannten Symptome deuten darauf hin. Das anonyme Canceln von Vertretern einer Gegenmeinung ist der dialektische Supergau.

Im Theaterportal Nachtkritik, mit seinen wohl fortschrittlichsten Journalisten und Journalistinnen aller Zeiten, wurde mir zuletzt eine Gelegenheit geboten, mich nachhaltig um meine Verbannung zu bewerben.

Zur Debatte stand die Frage, ob sämtliche Richard-Wagner-Straßen und Plätze aufgrund seiner antisemitischen Ressentiments umbenannt werden sollten. Oder ob man den Künstler als Mensch von seinen Werken trennen könne.

In Windeseile flogen dem Beitrag zustimmende Kommentare entgegen: Ja endlich, cancelt den Wagner, steinigt ihn!

Einer schlug vor, die Werke Wagners ohne Nennung seines Namens als Straßennamen zu verwenden. Den Ring der Nibelungen ohne Richard, und seine Idee des Gesamtkunstwerks ohne Wagner. Sämtliche Opern, sein gesamtes künstlerisches Schaffen, seine Arbeit, müsste dann also seinerzeit, rumms und holterdiepolter, urheberfrei vom Himmel gefallen sein.

Sollte das ein Witz werden?

Charly Chaplin ist mir ein innerer Freund, ein geistiger Bruder.

Ich stelle mir seine Motivation vor, als er den Film „Der große Diktator“ schuf. Er wollte den, ihr wisst schon wen, öffentlich zum Narren halten und mittels eines großen Gelächters auf sein wahres Maß schrumpfen. Charly beging den Tyrannenmord mit seinen Waffen. 

Im Jahr 2030, also in naher Zukunft, wird Chaplin als Tourist in Berlin auftauchen, ein zufällig sich öffnendes Wurmloch wird seine Zeitreise möglich gemacht haben. Verblüfft schaut er sich in unserer Zukunft um, die wir derzeit gestalten. Der Anblick der deutschen Hauptstadt lässt ihn erblassen.

Allenthalben und überall, sowie allerorten, liest er auf Straßenschildern die Namen von deutschen Widerstandskämpfern, von erhabenen Künstlerinnen, allesamt total unbefleckt und gänzlich frei von Fehlern. Keinerlei Makel wie Drogenkonsum, Rauchen, Schimpfworte, Gewalt und sexuelle Inhalte an ihnen, eine Stadt freigegeben für FSK ohne Altersbeschränkung.

Lobpreiset dieses reine deutsche Land!

Seit dem Mittelalter waren hiesige Regionen europäische Musterländle, darin lebten die wahrhaft neuen Menschen, Herr und Frau Fabelhaft. Auch die schöne neue Schießscharten Architektur Berlins weist darauf hin, sie untermauert unsere hochentwickelte Weltoffenheit. Charly wackelt also total verblüfft durch die neuen Berliner Zentren, voller Selbstzweifel, warum er denn 1940 seinen Film „Der große Diktator“ gedreht hat, sein historischer Irrtum.

2040 wird der verirrte Wirrkopf Richard Wagner endlich vergessen sein, seine Opern werden von einer KI überschrieben und umbenannt.

Eine Renaissance der europäischen Oper ist daher ab den 2040er Jahren zu erwarten. Chinesische Touristen werden in Massen in die Aufführungen gesteuert und einen gewaltigen, ökonomischen Erfolg der Political Correctness bewirken.

In der Folge werden von 2050 an die Biografien sämtlicher Komponisten aus allen vergangenen Epochen und Jahrhunderten auf dunkle Flecken und geistige Fehleinschätzungen hin durchleuchtet, um sie auf gleichsam lohnende Weise posthum zu enteignen. Ihre Namen werden in den darauffolgenden Jahren gleichermaßen konsequent verschwinden.

Im Kapitalismus geht nämlich nichts verloren, weil mit dem größten Mist das meiste Geld verdient wird.

Aber mir, als wahrhaft extremistischem Anarchisten, geht das nicht weit genug.

Es ist ein feiges Vorgehen, die Toten können sich nicht mehr wehren. Wir müssen endlich an die Lebenden ran. An die Verdächtigen, die Doofen. Die zeitgenössischen Ikonen des Nonsens müssen bei lebendigem Leib umbenannt werden, damit sie sich selbst nicht mehr kennen.

Ihre Namen sollen verschwinden.

Alternativlos, oder als Alternative, ihr freiwilliger Kuraufenthalt in einer humanen 3 Sterne Psychiatrie.

Björn Höcke dürfte von heute auf morgen als Björn Böckchen auftreten, aus Victor Orban wird Hector Urban, aus Giorgia Meloni natürlich Coco Mera, (deutsch: Wassermelone), und aus Gerhard Schröder wird Steffen, der Freund.

Ich weiß, man treibe keinen Spott mit Namen, aber egal, mein anarchistisches Gelächter braucht ständig frische Nahrung, sonst lache ich mich irgendwann schlapp.

Nach den persönlichen Umbenennungen werden die Biografien der Delinquenten gelöscht und alle Verfehlungen und Missetaten amnestiert, das heißt aus der Geschichte gelöscht. Wikipedia, sämtliche Webseiten und Interneteinträge, soziale Medien, ein komplett vernichtender Datenfraß bis tief ins Darknet ihrer Verfehlungen.

Danach dürften diese Glücklichen ihr Leben neu beginnen, Gruppentherapie mit Händchen halten und großzügiger psychopharmazeutischer Lebenshilfe.

Ab den 2060er Jahren gibt es keinen einzigen Politiker auf der Welt mehr, der ohne redigiertes Redemanuskript sprechen möchte, die Psychopharmaindustrie wird gigantische Profite erzielen und in öffentlichen Debatten wird zukünftig vorsätzlich geschwiegen.

Das Tier in uns wäre somit endgültig gezähmt, die Dummheit als Geißel der Menschheit vollständig ausgerottet und bestimmt gibt es ab 2070 einen zu 98 Prozent wirksamen Impfstoff gegen Infantilität und Stupidität. Alles gut, keine Probleme mehr, wir müssen die Zeit bis dahin bloß überstehen.

In dieser wohl wichtigsten Ära der Rettung der Menschheit gibt es nur ein sicher wirksames Rezept, die weise Indikation kontra Untergang lautet:

Rückbesinnung auf die Werte des Anarchismus, und damit meine ich nicht den Typus des normalen, spießigen Anarchisten, der sich die Frechheit erlaubt, über den Wolken auf der Flugzeugtoilette einen Joint durchzuziehen und diese waghalsige Tat noch jahrelang seinen Kindern und Enkeln auftischt, sondern einen Anarchismus der Superfrechheiten, eine politische Rhizom-Kultur, die zum Schrecken der tyrannischen Machthaber wird.

Ein Netzwerk, dass sich sporenweise und quasi unterirdisch unsichtbar pilzig verbreitet und dann spontan aus dem Erdreich heraus zuschlägt, wodurch die selbstverliebten Potentaten, einer wie der andere, ähnlich den Kegeln der Kegelbrüder, möglichst alle neune auf einmal endlich fallen.

Überraschende Schläge aus Hinterhalten, aus vernachlässigten IT-Netzen, aus den Kanalisationen oder vom Himmel herab, aus Stratosphären Ballonen. Die Lücken in ihren Bollwerken nutzend, damit die Usurpatoren der Menschenrechte, die sich anmaßen, über die Welten der anderen zu herrschen, auf einmal bloßgestellt erscheinen, so menschlich stupid, wie sie wirklich sind, diese von Egoismus und krankhaftem Wahn getriggerten, erbärmlichen Kreaturen.

Das würde uns helfen, dann bräuchten wir keine gigantischen Militärausgaben mehr, die verhindern, dass wir die noch bedrohlicheren Lagen meistern könnten, deren beängstigende Vorboten wir längst erleben.

Also ein sehr ernsthafter Anarchismus, ein vom Völkerrecht und aus Notwehr legitimierter Zorn gegen die Killer der letzten Generation!

Eine globale Menschenwut, die nur so lange andauert, wie die Schieflagen fortbestehen, der Ruin unserer Zivilisation vorangetrieben wird. Solange die derzeit dümmsten menschlichen Exemplare regieren und die Notlagen befördern, solange gebe es kein Appeasement gegenüber Diktatoren.

Sind die falschen Autoritäten endlich von der Macht entfernt, überlassen die Anarchisten die Macht wieder den Bürokraten, die in ihren Amtsstuben gemächlich den täglichen Fortgang verwalten, denn Anarchisten kleben niemals an der Macht. Wir bekämpfen bloß deren Missbrauch und prangern Anmaßung, Korruption und staatliche Willkür öffentlich an.

„Prädikat: Wertvoll“.

Nein, nun wird es schmutzig, davor muss ich warnen, wie in den audiovisuellen Medien vor den meisten sehenswerten Filmen und Serien gewarnt wird, ganze Listen von Warnungen plakatiert werden.

Ich warne vor meinen folgenden Sätzen. Es können Absätze mit Rauchen, Drogenkonsum, Gewalt, sexuellen Inhalten und gefährlichen Schimpfwörtern darin vorkommen, ich warne sehr, denn es handelt sich um extreme Schmutz- und Schimpfwörter und fabulierte Gewalt.

Bitte, falls Sie noch keine 18 Jahre alt sind, sollten Sie nun aufhören meinen Aufsatz zu lesen. Mein Anliegen ist es, Sie vor allen erdenklichen Traumata zu bewahren.

Ich möchte auch nicht so leicht durchschaubar erscheinen, wie jene Filmproduktionen, die derlei Fünf-Sterne-Warnungen als Gütesiegel für ihre Filme missbrauchen, um auf diese billige Tour Neugierde zu erzeugen. Nein, nein, nein, wenn Sie weiter meinen rotschwarzen Ausführungen folgen möchten, dann tun Sie es, lesen Sie einfach weiter!

Für alle zum Schlimmen Verführten ist dies der Moment, sich aus Sessel oder Sofa zu erheben, sich einen alkoholischen Drink aus dem Kühlschrank zu holen, oder eine Zigarette, Pfeife oder einen entspannenden Joint auf dem Balkon durchzuziehen, und wer möchte, könnte spontan auch ein Nickerchen veranstalten, Hauptsache, alle sind in ein paar Minuten wieder als Leser präsent.

Alle wieder bereit?

Ok, mit dem Nickerchen geht´s nicht so schnell, bloß keine Eile beim Genuss, niemals den eigenen Schutzengel überfordern!

Wie versprochen, jetzt wird´s eklig.

Ich bin ja bloß ein anarchisch Schreibender, mit meinem faktisch nahezu wirkungslosen, widerstandsfähigen Geist. Doch gibt es eine Bewegung von entschlossenen jungen Frauen und Männern, die selbstbestimmt leben und arbeiten wollen, sie halten dem Tyrannen notfalls auch mit Gewalt ein Stoppschild vor: Beende deinen Krieg, sofort!

Ihren luziden Träumen von einem Leben ohne Tyrannenherrschaft leihe ich meine Kreativität ohne Bezahlschranke, und wünsche, der Weltgeist möge glühende Funken aus seinem Feuer wehen und manche notwendigen Gedanken über Ländergrenzen hinwegtragen.

Vergesst niemals, dass wir es nicht mit Göttern zu tun haben, die ihre Raketenblitze aus einem Himmelreich senden, sondern mit Menschen in Hausschuhen und Pyjamas. Hört zu, Despoten, bald schlagen wir euch!

Sie essen und scheißen wie wir und pflegen ihre Weichteile mit Salben und Tinkturen. In ihren Palästen stehen ihren Gästen unzählige Suiten zur Verfügung, mit prächtigen Bädern und goldenen Armaturen. Wenn es ihnen gefällt, ins Nasse zu hüpfen, müssen sie dafür kein Ticket an der Kasse einer Badeanstalt lösen. Bedienstete reichen ihnen Bademäntel, feine Seifen und Handtücher herbei.

Und nebenbei ordern sie beim Tyrannenkollegen in einem kurzen Telefonat tausend neue Raketen, die ihre Soldateska auf Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser abfeuern darf.

Sie bestellen Raketen wie unsereins asiatische Mahlzeiten, doch sie essen nicht mit Stäbchen, sie suchen auch nicht nach etwas Nahrhaftem zwischen zu viel Glutamat haltiger Soße. Über derlei Stäbchen sind sie erhaben, sie studieren Landkarten, auf denen sie Grenzen verschieben möchten, denn dem größten Land der Welt fehlt es an Platz.

Ihre Sportwagen möchten sie ausfahren, auf Wildpferden reiten, grenzenlos mehrere Tage lang in eine Himmelsrichtung driften. Ihr Verständnis von Freiheit ist die Weite. Keine Landesgrenzen passieren zu müssen, während vom Straßenrand Zwangsuntertanen grüßen. Den freien Blick bis über den Horizont hinaus genießen, darin liegt ihre Leidenschaft. Den Megamotor mal so richtig ausfahren, bis die Weltwirtschaft knallt.

Da passt es einfach nicht, wenn irgendein rebellisches Völkchen meint, die Potenz dieses Boliden ausbremsen zu dürfen. Die Widerspenstigen verbeugen sich nicht, wenn zur Hauptsendezeit Tyrannen auf ihren Bildschirmen auftauchen, die stehen nicht mal vor Ehrfurcht aus ihren Fernsehsesseln auf.

Das provozierte diesen Ärger.

Der schlaue Tyrann tritt anfangs bescheiden auf, verbeugt sich tief vor seinen gefallenen Soldaten, den in ihrer Jugendblüte zerfetzten Körpern, die er eiskalt in den Tod geschickt hat. Ihre Mütter lädt er auf seine Seite der Palastmauern ein, um sich an ihren Tränen zu ergötzen.

Für das Vaterland seien sie gestorben, und nun eingetragen ins nationale Verzeichnis des Totenkults. Dabei tarnt er mit väterlicher Stimme seinen Sadismus, doch in seinen Fingern zuckt´s, einer dieser nassgeweinten Mütter, die im schwarzen Kleid neben ihm sitzt, unter den Rock zu greifen.

Sein Volk leiden zu sehen, beweist ihm seine Erhabenheit.

Doch im selben Moment hat der Hohepriester des Regimes seinen Auftritt, ein Mann des Geheimdienstes, der Oberteufel unter den Kirchenmännern, die auf der ganzen Welt für den Frieden im Sinne des Tyrannen beten.

Bitte, Herr, mögen die Angegriffenen sich ergeben, endlich die weiße Fahne heben, der Anblick der Opfer stört weltweit unseren Frieden!

Nun segnet dieser Teufel die weinenden Mütter, gottlos hinter seiner religiösen Fassade, der Unterwerfung gebietenden, festlichen Pracht seines Priestergewands. Ihm können die einfachen Frauen nicht widerstehen, vor diesem sündhaft teuren Stoff wagen sie nicht, um ihre gemordeten Söhne zu schluchzen. Stumm verharren sie, und so dumm, seinem teuren Segen ihren Glauben zu schenken.

Zöge doch wenigstens eine, verzweifelt von ihrem Schmerz, über das nie mehr zu erblickende Lächeln ihres Sohnes, blitzschnell eine Haarnadel aus dem Zopf und stäche auf die Halunken ein!

Doch von Geburt an zur Feigheit erzogen und lebenslang als Untertanen gehalten, erdulden sie diese Schmach vor dem Angesicht ihrer Toten und fügen sich ihrem Zweck, dem Diktator neue Kinder zu gebären, zu füllen sein Reich mit Rekruten.

Charly hat´s diesmal nicht durchs Wurmloch ins Hierseits geschafft, vielleicht krümmt sich der Weltraum bei unserem erbärmlichen Anblick vor Scham, weit weg in eine andere Richtung. So bleibt uns verborgen, wie Chaplin unserer Epoche den Spiegel vorgehalten hätte.

Hallo Zensoren, steht ihr bereit, anarchischen Witz zu verbieten?

Dessen subversiven Kräfte fürchten die Mächtigen mehr als Kanonen und Raketen. Ihr Ansehen soll stets makellos erscheinen, wie die Straßennamen Berlins. Sobald ein jeder über sie lacht, schwindet ihre Macht, dann verpfeifen sie sich durch die Winde davon, wie ein sich furzend seines Gases entledigender Luftballon.

Mir ist, als ein solch herrschaftlich pfeifende Winde träumender Anarchist klar, dass ein von fremden Mächten erzwungener Regimewechsel in der Geschichte der Menschheit selten einen Übergang zum Besseren gewährleisten konnte. Doch wenn ein einziger Mann die Welt als seine Geisel hält, darf ich auf eiskalt pfeifende Winde wohl hoffen.

Ein Tyrann, dessen geistiger Horizont sich in seiner Karriere von einer anfänglichen „Hündchen-Stellung“ gegenüber dem Apparat nun bis zur höheren „Missionarsstellung“ entwickelt hat, wofür er manche Medaille bekam, sollte seine Machtfülle nicht innehaben.

Warum starb Kennedy?

In den schrillen Verschwörungstheorien wird es keinen Unterschied ausmachen, ob ein aufrechter kleiner Handwerker den Despoten zur Strecke brachte oder ein Anarchist mit Vorfahren aus dem spanischen Bürgerkrieg. Die verschwörend mäandernden Lügen der Demagogen bleiben der Wahrheit gegenüber so oder so nebulös.

Warum ist das Ende des Despoten nah?

In meinen, meistens makabren Ideen für ein Ende von Kriegen, spielen künstliche Ratten und akkubetriebene Hornissen eine zielführende Rolle, auch dressierte Schlangen liebe ich für ihr Talent, sich durch kleinste Öffnungen hindurchzwängen zu können, denn kein Palast ist luftdicht verschlossen, da schafft´s ein David gegen den Goliath irgendwie rein.

Sei es durch Luftschächte, Ventilatoren oder Heizungsanlagen, meinetwegen auch durch die Kanalisation, die einmal in 3D vermessen, gern zum unterirdischen Fließband für kleine Attentäter werden darf. Die Tyrannen dieser Welt mögen die Scheiße in ihren Köpfen düngen und pflegen, ihr Gedärm hält als Speicher nicht im selben Umfang stand.

Soll eine künstliche Bisamratte mit ihren giftigen Zähnchen pünktlich aus dem Abflussrohr kriechen, und wenn ein Potentat denkt, schon wieder jucken ihn seine Hämorriden, sticht in Wahrheit der Stachel der Freiheit sein empfindliches Wesen.

So wie einst die kleine David Drohne das stolze Moskwa Raketenkriegsschiff im Schwarzen Meer versenkte, fühlt sich der Strippenzieher des Todes auf seinem Käptn´s Deck auf einmal unpässlich. Warum bewegt sich das Meer unter seinem Schiff so unruhig? Der edle Marmorboden schwankt, sein Meer mit seinen Wellen, die ihn doch soeben noch auf Händen getragen haben?

Was steht denn in seinem Kalender? Heute sterbe ich?

Sein Blick, der meistens exakt analysierend auf Menschen wie auf Gegenstände fällt, möchte nun eigenmächtig das Mobiliar verschieben, als folge er unerklärlichen Mächten. Noch denkt er, etwas zu wissen, glaubt vielleicht an ein Erdbeben, bis das wirksame Gift den ersten Kalk aus seinen Synapsen sprengt und sich der gesamte Boden zur schiefen Ebene verbiegt.

Welchen Gedanken wird er als letzten behalten?

Meint er vielleicht, es handele sich um die Druckwelle einer gigantischen Explosion, deren Verlauf er in Zeitlupe wahrnehme, oder ein gewaltiger Kaventsmann drücke gegen sein Kommandodeck?

Oder meint er, treu seiner Vergangenheit, er habe wie früher gesoffen, so dass ganz natürlich der Boden unter ihm schwanke?

Seine Hand greift ins Tischtuch, wobei sie das Porzellan vom vorbereiteten Abendessen zusammen mit ihm zu Boden reißt.

Das Kaviargedeck zerschellt splitternd auf seinen unerbittlichen Steinen, die Tafel zeigt dunkles, afrikanisches Mahagoniholz. Die glitschigen Fischeier fliegen wie Streumunition über die aus Syrien gestohlenen Teppiche, deren filigranen Ornamente Kriegswitwen knüpften. Zuletzt ergießt sich das heiße Wasser des kaukasischen Samowars, verbrüht den ausgestreckt daliegenden Tyrannen. Seine Nerven unter der Haut senden ihre letzte Schmerzbotschaft, wie die der bei lebendigem Leib verbrannten Opfer seiner Phosphorbomben in Mariupol.

In diesen Sekunden schließt sich der kaukasische Kreis seiner Kriege, nun ist sein Körper das Schlachtfeld. Die letzten Hirnregionen seines imperialistischen Denkens erlöschen, zurückerobert hat die Ukraine ihr gestohlenes Land.

Vielleicht wird das letzte Bild, das er sieht, ein Gemälde sein, ein sowjetisches Ernte-Stillleben, fröhliche Landarbeiter bringen Getreide ein.

Blut auf den weltbekannten Lippen seines Mundes, an denen viele gehangen haben, atemlos seinen Maßregeln lauschend. Seinen Tiraden, sein Land sei umzingelt, das größte der Welt!

Was hätte er noch nicht behauptet? In dem ihm typischen Duktus seines schwerfälligen Kehlkopfes formuliert?

Wie Junkies an der drogenspendenden Nadel hingen sie an ihm, weil er sich großzügig gab, wenn sein Kalkül es verlangte. Nun keucht es noch aus ihm, anstelle hasserfüllter Suaden ein Röcheln in Schmerzen.

Maskuline Kälte prägte sein Zarenreich.

Sein Testament könnte aufschlussreich werden, dessen Zeilen der Dichter Gogol, mit seiner Diagnose der Taphephobie, für sein „Danach“ verfasst haben könnte.

Gebt mir eine Leine mit in den Sarg, und oben auf meiner Grabstelle ein Glöckchen, damit ich, im Falle, bei lebendigem Leib bestattet worden zu sein, die Schelle nach oben läute!

Dies soll, einer zukünftigen Legende folgend, im Testament des Despoten zu lesen sein werden. Und es soll zahlreiche Unverbesserliche geben, die das Grab des Diktators auf dem Friedhof besuchen. Welchen Schrecken das Läuten des Glöckchens bei ihnen bewirkt, gehört zu den nebulösen Legenden der Zukunft.

Sofern wir dann noch aufmerksam dabei sein dürfen, wird ihm seine alte Armee von Trollen und Verschwörungstheoretikern noch in 30 Jahren huldigen, das war bei allen Tyrannen so und wird bis ins nächste Jahrhundert so bleiben.

Der Totengräber, dessen Sohn in einer der imperialistischen Schlachten des Teufels fiel, wird von frisch ausgehobenen Grabstellen aus, sein spezielles Schauspiel genießen. Sobald ein früherer Komplize des Menschheitsbetrügers der Grabstätte seinen Besuch abstattet, wird er auf seiner Fernbedienung einen Schalter aktivieren, wodurch ein unsichtbarer Elektromotor am Faden des Glöckchens dessen Läuten auslöst.

Mit dieser posthumen Reaktivierung des Diktators, vermeintlich aus dessen Sarg heraus, wird der Komplize vor Grauen erstarren und seinen Herzstillstand erleiden, wofür die offenen Grabstellen nebendran vorbereitet sein werden. Wer diesen Schock überlebt, wird schreiend über die offenen Gräberreihen flüchten:

„Oh Herr, erbarme dich, der Teufel verlangt nach mir! Ich gestehe meine Kriegsverbrechen. Lieber ein ordentliches Gericht als so hinabgezogen zu werden.“

Der Totengräber wird seine Genugtuung erfahren, mit einer Strichliste unter dem mit Kerzen umrahmten Bild seines gefallenen Sohnes. Und bis an sein Lebensende wird er derlei Berichte verbreiten, vom seltsamen Verschwinden einzelner Personen, die man an der Pforte des Friedhofs noch munter sah.

Die Zukunft nach dieser Zukunft betrachtend, dürften die Trolle dieses Führers die Mär von seinem angeblichen Überleben des anarchistischen Attentats verbreiten, dass sein wahrer Körper über Antennen des Vatikans nach Argentinien verstrahlt worden sei, oder ins Paradies von Nordkorea, wo ein neuer Dr. Frankenstein dergleichen Monster reanimiere.

Der Friede sei nah.

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