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l%C3%BCdecke-a8699a43?trk=profile-badge">Volker Lüdecke

7.4.10

Mixawetter


Der gewöhnliche Patient aus dem Friedrichsheim liebt seine Spree über alles (wen sollte er auch sonst lieben), schreibt der Berliner „Tagesspiegel“. Besonders im Frühling, wenn die neuen Triebe aus dem Winterschlaf erwachen.
Dann zieht es ihn hinaus aus den grauen Mauern seines Heims, hinaus an die idyllischen Ufer seiner Spree, wo der beinahe unberührte Granit der Uferpromenade den Frühling fühlenden Flaneur zum Spazieren und Verweilen einlädt, bei seinen turtelnden Enten und Schwänen.
So soll es auch noch in hundert Jahren sein, wenn Harald Schmidt wie immer die Verkehrsberichte und das Wetter moderiert, den unbeliebten Osten am liebsten fluten möchte, und zu uns vom bayerischen Mixawetter spricht.
In diesem idyllischen Bewusstseinszustand nimmt gewiss jeder gern an seiner Seite Platz, im Beckettschen Liegestuhl, um auf Tschechow zu warten. Grandios, Harry, Wahnsinn!
Leider trägt jede Idylle an sich in sich einen Abgrund, so dass wir mit unserem „Tagesspiegel“, der uns, Zapf sei Dank, für drei Monate kostenlos in den Briefkasten flattert, mittels Lomografie unter die Oberfläche des Spreeidylls schauen müssen!
Denn sollte nicht die Mediaspree, an diesem Strom gelegen, für ihre Weitweitwegsender unheimlich viel Strom verbrauchen? Im Gleichstrom fließt er dahin, nichtgelb sondern rotrot, und einen Wechselstrom soll es auch in Zukunft nicht geben, damit die Westostwunden eines Tages endlich auf Dauer heilen, in unserem friedlichen, allerfriedfertigsten Friedrichsheim.
Daran hatten die Mediaspreebetreiber wohl nicht gedacht, als sie dann bei Wattn Fall Wechselstrom bestellten.
Nixda, Mixawetter! Schimpften sie, und blickten ziemlich verhauen drein. „Kein Wechselstrom!“
Nun schmolz das Eis über den Verbrechen des letzten Jahres, so dass zum Vorschein kam, was darunter verborgen lag. Seltsame Blubberblasen steigen vom Spreegrund herauf, sollten die Sat Tiere hier etwa einen Vulkanausbruch planen? Oder doch bloß wieder nur so eine blöde Prost Sieben Satire?
Doch Lomo bringt ans Tageslicht, wovon der „Tagesspiegel“ nur flach ahnen kann: Mediaspree half sich selbst, beste russische Russenkontakte von Sat1.
Die Spree erwärmt sich seitdem vom strotzenden Energieverbrauch. Es blubbert im Untergrund, die Gerüchte schweifen wie Heuschnupfenpollen: weilt vielleicht ein Atom U-Boot unter dem Spreeufer verborgen, den dringend benötigten Wechselstrom zu liefern?
Wie viel radioaktive Strahlung verträgt der durchschnittliche Patient im Friedrichsheim? Ist tägliches Röntgen eigentlich gefährlich?
Das wären vielleicht Fragen für den „Tagesspiegel“, eine echte Herausforderung für das bestens informierte Berliner Tageblatt. Gott, Zapf, sei Dank!

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