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Wer im Internet recherchiert, hat es meistens eilig, und Google beschleunigt die Personensuche bereits während der Buchstabeneingabe durch eine eigene Vorauswahl, die unterhalb des Eingabefelds erscheint.
Diese „Zeitersparnis“ führt aber erst recht zu Verwechslungen, denn vertraut man auf diese Vorauswahl, im guten Glauben, Google könne gleichnamige Personen in Zeiten von Big Data und personalisierter Werbung treffsicher unterscheiden, verliert man die gewonnene Zeit durch eine noch aufwändigere Recherche, weil man wieder zurück zum leeren Google Eingabefeld muss, um die Vorauswahl für die andere Person gleichen Namens aufzurufen, also ein Bullshit sondergleichen gegenüber anderen Suchmaschinen, die einfach alle Suchergebnisse zum eingetippten Namen auflisten und Recherche und Zuordnung der menschlichen Intelligenz überlassen.
Mit einem per Knowledge Graph Karte vergebenen Adelstitel „Person des öffentlichen Lebens“ krönt Google neuerdings per Algorithmik (oder Sportgymnastik) seine Vorauswahl zu einer viel jüngeren Person in Nürnberg, die namensgleich mit mir ist, und verziert dessen edlen Clubausweis mit Zugang zur Google High Society ganz unanständig mit meinem Verlagsfoto auf der Webseite des Bühnenverlags Felix Bloch Erben.
Das Foto mit meinem jungen Antlitz wurde dort 1995 zusammen mit meinen Stücktexten „Mesalliance“ und „Darja“ erstmalig veröffentlicht. Für meinen Stücktext „Darja“ (seit 2008 im Drei Masken Verlag) erhielt ich 1997 am Pfalztheater den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis, siehe Wikipedia.
Die Frage muss erlaubt sein, wie der US Tech Konzern Alphabet auf die Idee kommen kann, seiner Suchmaschine Google eine Bewertung europäischer Gesellschaften zu erlauben? Wieso darf ein amerikanischer Algorithmus darüber entscheiden, welche Personen in Europa zu „Personen des öffentlichen Lebens“ gekürt werden?
Eine Suchmaschine mit dem Namen Doof, die zu einem fiktiven europäischen Tech-Konzern gehört, dessen reales Scheitern als Gegengewicht zu den heutigen amerikanischen Tech-Giganten in einer fiktiven Geschichte erzählt werden müsste, könnte nach Einhaltung sämtlicher europäischer Datenschutz Vorschriften und ethischen Normen vermutlich Mitte der 30er Jahre betriebsbereit sein.
Man erinnert sich in diesen Krisenzeiten schließlich auch an das europäische Galileo Satellitenprogramm von Eutelsat, dessen Bedeutung, rückblickend, nicht größer hätte werden können.
Die europäische Suchmaschine Doof wird also in zehn Jahren an den Start gehen und Google seine hegemonialen Marktanteile entreißen.
Endlich wehrt sich die EU gegen Wettbewerbsverzerrung im Internet und droht dem Google Konzern Alphabet mit milliardenschweren Strafen, weil, u.a., Google in seinen Suchergebnissen die eigene Kundschaft bevorzugt. Nach zwanzig Jahren Tiefschlaf ist Europa endlich aufgewacht.
Man darf gespannt sein, wie treffsicher die Algorithmen sein werden, mit denen Europas Doof ab 2035 „Personen des öffentlichen Lebens“ in den USA identifizieren und hervorheben wird. Vielleicht gar keine, denn was bedeutet heutzutage schon „Öffentliches Leben“? „Öffentliches Leben“ im Internet?
Seien wir großzügig und gestatten dem großen amerikanischen Alphabet Konzern seine Spielereien, in einer fremden Gesellschaft über die öffentliche Bedeutung von Personen zu spekulieren. Ich selbst empfinde mich als einen einfachen Bürger, der seit Beginn der 80er Jahre Texte verfasst, die uraufgeführt, verfilmt, als Buchtitel veröffentlicht oder in Zeitungen abgedruckt wurden, siehe Wikipedia.
Beschädigt Google durch seine doofen Algorithmen meine Reputation als Autor, und fördert die namensgleiche Person in Nürnberg vorsätzlich Ununterscheidbarkeit im Internet, gibt es Ärger, denn meine Arbeit sollte genauso respektiert werden wie die Arbeit aller Bürger, die täglich hart arbeiten, um ihre Produkte herzustellen und ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen.
Stopp your bullshit in Europe, Google!
Volker Lüdecke, Berlin