Mein Profil bei linkedin

l%C3%BCdecke-a8699a43?trk=profile-badge">Volker Lüdecke

9.2.10

Rolf Harald Georg Büchner

Die hervorragende Qualität der Recherche von Sendungen sollte für jeden „Sender“ selbstverständlich sein, besonders wenn er sich „Das Erste“ nennt. Da reicht es nicht aus, wenn ein Redakteur mal im Telefonbuch blättert, wo denn eigentlich der Harald Schmidt wohnt? Zwar ist Schmidt ein auffällig seltener Name, Harald dagegen so häufig wie Rolf.
„Nü, dann suche mer eben den Rolf. Sö, wen habe mer denn dä? Rolf Hochhüth. Sö, jetz isses vollstreckt: nü wisse ma, der Harald Hochhüth schreibt Sendung für Sendung dem Schmidt selbst seine Pointen vor.
Sauber, des is nü aber ne Sensation! Beide ungefähr im gleiche Alter, könnt jetz noch eener verlange, dass der Schmidt sich heute auf seinen verdienten Loorbären die Pointen selbst aus den Nägeln kaut?
Weniger müsse müssen, heeßt doch heute die Leidkultur im hohe Alter! Saubere Recherche, brillanter Stil, und imma aktuell brisant: des is der Hochhüth! Zugegäbe, dass es der Rolfi is, hätts der Harald in seiner letzten Show höchst selbst!
Nü muss er vor der Kamera nur noch das bisserl ablesen, und der Rolf hält ihm derweil dicht. Weniger müsse müssen! Ja nü, weiter sö, für die nächsten zwanzig Jahre!“

Zuletzt hatte der Kultursenator a.D. in Berlin lange befürchtet, dass Rolf Hochhuth sich vor Traurigkeit über die kürzlich vor drei Jahren gescheiterte Zusammenarbeit mit dem bekannten Berliner Autorentheater nie mehr würde erholen können. Immerhin hatte ihm dessen Direktorin persönlich zum Jubiläum eine taufrische Uraufführung eines seiner noch nicht gespielten Stücke versprochen.
Doch beinahe gar nichts geschah! Warum? Die Proben hatten doch bereits begonnen, Schauspieler zwangen sich eifrig zur Leseprobe, Bühnenbildner planten bereits und besichtigten Spielorte: nur Verträge gab es keine.
Die zugesagte Förderung stecke noch irgendwo in der Pipeline fest, meinte die Direktorin, klar doch. Obwohl ihr Projekt so genial war!

Als ingeniöse Theatererneuerin hatte sie für Rolf Hochhuths Uraufführung eine sensationell grandiose Idee ausgedacht: der Autor zahlt, von der Entstehung seines Textes bis zur Uraufführung, komplett alles!
Ein sagenhaft konsequenter Gedanke wurde damals beinahe Realität! Warum bloß scheiterte dieser zukunftsträchtige Theaterentwurf? Waren es Miss günstige Neider?
Weshalb sollten nicht in Zukunft ein Martin Walser, ein Tankred Dorst oder ein Marius von Meyenburg für ihre Uraufführungen selbst zahlen? Schließlich sind Uraufführungen hervorragend fürs Renommee! Und es wäre die Lösung bei sinkenden Kultursubventionen!
Gäbe es in diesem Land der Dichter und Denker nicht genügend Autoren und Autorinnen, die für ihre Uraufführung tief in die eigene Tasche griffen?!

Von solch geballter kreativer Kompetenz würden alle, die Schauspieler, das Theater, die Autoren, Regisseure und Dramaturgen, gemeinsam profitieren! Weil endlich alle Beteiligten gleichberechtigt sind! Dieses neue Autorentheater könnte zum Beispiel einem Herrn Büchner beibringen, wie er endlich seinen Woyzeck fertig schreibt!
„Wie, der Büchner kriegt seinen Woyzeck nicht fertig? Lächerlich! Wir, klar doch, das Autorentheater, machen das jetzt fertig, sein Stück!“
Und dem Maeterlinck bringen wir einen ordentlichen Schreibstil bei! Welch ein Glück!

Zum Glück besteht noch Hoffnung. Nicht nur für Rolf Schmidt und Harald Hochhuth, sondern auch für Theaterneuerfinderinnen! Ein Schweizer Sponsor soll aushelfen, so hört man, und das Berliner Theater retten!

Keine Kommentare: