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l%C3%BCdecke-a8699a43?trk=profile-badge">Volker Lüdecke

4.12.05

Bild 6


Interview. Ihr Gesicht ist nicht zu erkennen. Das Interview wird aufgezeichnet.

@Journalist Sie haben uns bisher von ihren Anfängen im Terrorgeschäft berichtet. Was passierte auf dem Höhepunkt ihrer Karriere?
@Seconda De la manera siguiente, excusa, die Ziele, ich meine unsere Ziele, was wir erreichen wollten, waren mir bis dahin immer nah und greifbar gewesen. Sie schienen mir erreichbar, wenn wir mutig waren und mit Konsequenz handelten. Ich war motivado, wir waren alle so. Jeder Tag ergab eine neue situación. Wir machten unsere Ziele immer neu. Es gab viele Diskussionen, aber es gab keine Zweifel an der Berechtigung für unseren Kampf. Nicht fundamental.
@Journalist Und dann?
@Seconda Es folgte der Bruch. Dadurch, dass wir nicht mehr selbst handeln sollten. Alles war auf einmal verändert. Ja, wir sollten jetzt eingesetzt werden. Als Teil einer Untergrundarmee. Wir erhielten instrucciones, Anweisungen, Dossiers.
@Journalist Und was stand da drin?
@Seconda Anfangs dachten wir, es geht bald los. Wir waren electrizado. Fast täglich rechneten wir mit unserem Einsatz. Trainierten, bereiteten uns vor, mental und physisch. Immer en estado de alerta.
Aber der Befehl kam nicht. Wir erhielten keinen Plan. Stattdessen sollten wir fast täglich neue Verstecke auskundschaften. Wir fragten uns, warum? Alles in der selben Stadt?
@Journalist Haben Sie den Grund erfahren?
@Seconda La explicación? Manche sind Schläfer und wachen auf. Wir waren hellwach und wurden eingeschlafen. Por qué?
Heute denke ich anders, habe einen Verdacht. Warum es so kam. Damals dachte ich an viele Möglichkeiten, die eben passieren. Probleme mit der Logistik, oder Verhaftungen, Verrat.
@Journalist Sind Sie nun froh, dass der Einsatzbefehl nicht kam?
@Seconda Ich denke über vieles anders als früher. Aber ich distanziere mich nicht von meinem Leben.
@Journalist Was geschah mit der Geisel, von der Sie berichtet hatten?
@Seconda Irgendwann glaubten wir, dass sie uns testen.
@Journalist Wissen Sie, was mit ihr geschah?
@Seconda Wir hatten den Auftrag, unsere Spuren zu verwischen. Es kam die Frage, was mit ihr. Für mich ein Problem, mierda!
Ich wollte, dass wir sie freilassen. Wir kamen zu der Übereinkunft, erst alle Spuren zu verwischen. Das dauerte ein paar Wochen, da wir uns teilweise auch unbemerkt aus dem Netzwerk zurückziehen mussten, das wir selbst aufgebaut hatten.
@Journalist Und wo blieb sie?
@Seconda El lugar idéntico.
@Journalist Es fällt Ihnen schwer, darüber zu berichten?
@Seconda Ja, es gab da einen tiefen Riss in unserer Gruppe.

Schweigen.

@Seconda Ich hatte Sympathien für sie und geglaubt, dass wir sie freilassen würden, sobald wir abgetaucht wären.
@Journalist Wer hatte sie getötet?
@Seconda Yo non conducirlo.
@Journalist Wer hat es ausgeführt? Wir haben eine klare Vereinbarung über dieses Interview.
@Seconda Einer der beiden.
@Journalist Wenn Sie mir nur berichten, was Ihnen angenehm ist, breche ich ab. Aus Ihrer Gage wird dann natürlich auch nichts. Ich möchte das natürlich nicht. Ich weiß ja, sie brauchen das Geld.
@Seconda Testa de puerco! Ja, sie haben sie gekillt. Ja, ich erfuhr davon erst, nachdem sie es getan hatten. Ja, sie begründeten es damit, dass es uns als Weichheit ausgelegt werden könnte, wenn wir sie laufen ließen. Ja, sie wollten unbedingt diese große Aktion. Ja, sie hätten dafür auch mich umgebracht. Ja, das wurde mir langsam klar.
@Journalist Und deshalb sind Sie ausgestiegen?

Sie lacht.

@Seconda Was wollt ihr durch dieses Interview erreichen, wenn ihr die einfachsten Dinge nicht nachvollziehen könnt?
Hombre, mir ist das gleichgültig. Was ich verloren habe, brauche ich bei anderen nicht einfordern. Also, zuerst fiel mir auf, dass sie das Thema mieden, mir auswichen, wenn die Sprache auf sie kam. Wir hatten ja ständig zu tun. Man gräbt sich in einem dunklen Tunnel voran, und plötzlich fragt jemand, übrigens, wie geht es deiner Kusine?
@Journalist Ja, lustig. Sie ist übrigens tot.
@Seconda Puerco dios! Ja, und wie viele andere sind tot? Überall liegen Tote herum, die Erde ist gepflastert mit Toten! Ich habe sie nicht umgebracht.
@Journalist Sie sind eine blutgierige Exterroristin. Sind Sie das nicht, brauche ich kein Interview mit Ihnen zu machen.
@Seconda El camarada hatte ein ungeschriebenes Gesetz unserer Gruppe verletzt. Sie machten sich lustig über mich. Weil ich nachfragte. Ja, sie machten Witze. Männerwitze.
Wir waren jetzt meistens zu dritt. Und wenn wir zu dritt waren, verbündeten sich beide scherzhaft gegen mich. War ich mit einem allein, war es wie eine Freundschaft. Zu beiden.
Es war auch so etwas wie Liebe. Aber anders, als Sie wahrscheinlich verstehen können.
@Journalist Merci für ein paar Sätze in Folge. Vorher hatten Sie berichtet, dass es eine klare Hierarchie in der Gruppe gab.
@Seconda Eso depende.
@Journalist Bitte!
@Seconda Claro! Pero sin essere militar. Können Sie das begreifen, ja? Bravo! Wir haben uns gegenseitig auf den Arm genommen, aber jeder kannte die Grenzen des anderen.
@Journalist Das klingt ja alles beinahe harmonisch. Aber ein Menschenleben war in Ihrer Gruppe nichts wert. Hatten Sie Mitleid mit ihr?

Schweigen.

@Seconda Sie wollen Blut, ja? Haben Sie schon die passenden Fotos für Ihre Story? Die kann man sich ja leicht für wenig Geld beschaffen. Wer merkt schon den Unterschied, ob eine Leiche in Afrika oder Asien herumliegtt?
Machen Sie nur, ich bleibe trotzdem bei der Wahrheit. Was Sie daraus machen, bestimmt die Auflagenzahl. Exclusivinterview!
@Journalist Wenn man sie ein bisschen kitzelt, gehen Sie richtig ab. Gefällt mir.
@Seconda Man sagt über die Folterer in Abu Ghraib und Guantanamo, dass sie die Gefangenen mental vergleichbar behandeln wie die Yellow Press Interviewpartner. Nur ein Gerücht.
@Journalist Reden Sie einfach!
@Seconda Jetzt kann ich sagen, seit wir rekrutiert waren, vollzog sich ganz langsam ein innerer Prozess. Durch das monatelange Warten auf unseren Einsatz rückten unsere Ziele unendlich fern. In Gedanken mit dem eigenen Tod in jeder Minute konfrontiert, wurde um mich herum alles unwirklich. Wir hatten aufgehört zu scherzen. Wir trugen im Geiste schon das Kleid für die Toten. Eine heilige Stille umgab uns.
Alle Verrichtungen des täglichen Lebens wurden zum Ritual. Essen, sich waschen, das Training, einfach alles. Jede Abweichung wirkte wie eine Gotteslästerung. Nur wenn ich allein war, lauschte ich den Stimmen des Lebens, die draußen vor dem Fenster pulsierten. Für wenige kostbare Minuten am Tag träumte ich mich als Kind in die duftenden Straßen. Daraus sog ich die Kraft, denn ich sah mich als Verteidigerin dieser Lebenslust. Ich würde mich für die da draußen opfern. Bastante mucho tiempo yo puedo vivir de eso.

Schweigen.

@Seconda Aber dann nagte dieser Verrat an mir. Sie hatten sie ihrem Ehrgeiz geopfert, nicht um politische Ziele durchzusetzen. Mein Gesicht war das Gesicht einer Widerstandskämpferin, nicht das einer hinterhältigen Mörderin.
Der Gedanke an ihre Tat rührte una cólera grande in mir auf. Ich musste immer mehr Kraft aufwenden, meinen Zorn beiseite zu schieben.
@Journalist Wie viel ist Ihnen ihre Würde wert?
@Seconda Habla, habla simple! Ein göttlicher Plan! Es ist vielleicht ein Wunsch in jedem, dass eine positive Kraft existiert, die einen Plan durchführt.
Wir dürfen ihn nicht kennen, und wenn wir ihn erkennen, müssen wir auserwählt sein. Es kann sein, dass ich diesen Plan heute genauer erkenne, und sehe, wer und was unter geht.
@Journalist Jetzt machen Sie mich aber neugierig.
@Seconda Wir wollten unsere Kultur von Fremdherrschaft befreien und in die Selbstbestimmung führen.
Die instrucciones, die wir erhielten, waren widersprüchlich. Nichts wurde erklärt, wir mussten es akzeptieren. Wir waren zu Befehlsempfängern geworden.
Wie kleine Redakteure in einem beschissenen Blatt.

Schweigen.

@Seconda Sirvientes de su magnificencia. Er hatte uns geschmeichelt, geworben und gekauft. Zweifel kamen auf, wurden aber zum Tabu erklärt. Unsere Version war: wir hatten uns vor seinen Augen bewährt. Waren daher auserwählt worden. Nun mussten wir uns wieder bewähren, um endgültig auserwählt zu werden.
Der Glaube an ihn wurde seltsamerweise größer, je entfernter er uns erschien. Unsere Anstrengungen größer, ihm zu gefallen.
@Journalist Haben Sie wie im Kloster gelebt?
@Seconda El dinero spielte eine große Rolle. Woher stammten die Dollars? Die Scheine mit den aufgedruckten Repräsentanten der fremden Macht. Sie repräsentieren, was wir bekämpften.
Gleichzeitig faszinierten sie uns, denn sie bedeuten Macht.
@Journalist War es verlockend für Sie persönlich?
@Seconda Nunca jamás.
@Journalist Damals brauchten Sie es noch nicht?
@Seconda Quiero de estár morte. Que feo eres! Ich übersetze Ihnen, was diese Banknoten für mich bedeuteten.
Ich wollte wissen, wie dieses Geld in die Hände unseres Auftraggebers gelangt war. Je mehr unsere Gruppe im Inneren zerbrach, weil sie sich an den großen Auftrag klammerten, desto mehr wollte ich Hintergründe wissen. Wie konnte er so reich sein? Para me questo fue interesante.
@Journalist Und die beiden anderen?
@Seconda Schatten ihrer selbst. Wir lebten isoliert von der Außenwelt. Keine Aktionen, keine Erfolge, keine Ereignisse.
Täglich lief alles gleich ab. Irgendwann begann der Verfall unserer Gruppe. Verdächtigungen, Hass.
Lächerlicher Kampf um kleinste Privilegien: wer pflegt die Kontakte nach außen, wer kümmert sich um Nahrungsmittel, wer kennt sich am besten mit Waffen aus. Als wir noch autonom waren, hatten wir uns unser Leben anvertraut.
@Journalist Kam Ihnen der Gedanke zu fliehen?
@Seconda Permamente! Aber ging einer von uns raus, standen die anderen unter Strom. Wir belauerten uns gegenseitig.
Sicherheit wurde zur Hysterie. Wenn zwei miteinander redeten, empfand der Dritte das als Verschwörung. Schizophren!
@Journalist Sie trauten sich nicht, einfach zu verschwinden?
@Seconda Mit normalen Maßstäben lässt sich nicht begreifen, was sich zwischen uns abspielte. Das Gefühl der Zugehörigkeit wirkte wie eine Droge. Obwohl der Hass genauso zunahm. Absurde Situationen spielten sich ab. Zum Beispiel die Reihenfolge der Bekanntgabe des Märtyrertums. Wir gingen ja davon aus.
@Journalist Solches Verhalten wird aus Sekten berichtet. Waren Sie also Mitglied in einer Sekte?
Sekonda Man selbst merkt die Veränderung nicht. Vielleicht kann man sein Leben immer nur rückblickend beurteilen. Wir waren in unserer Vorstellung innerlich von Widerstandskämpfern zu Selbstmordattentätern geworden. Diese Entwicklung ist ein gewaltsamer und schmerzhafter Prozess.
@Journalist Und welche Rolle spielte dabei die Religion?
@Seconda Wir waren nicht religiös im herkömmlichen Sinn. Intelligenz und Religion gehen zu oft getrennte Wege. Es ist eher ein Übergeben des eigenen Schicksals an ein höheres Ziel.
So wie man geboren, also an diese Welt übergeben wurde, so gibt man sich zurück. Dabei tritt man zwangsläufig in Kontakt mit dieser jenseitigen Kraft, die einen herausfordert.
Aber der eigene Körper rebelliert dagegen. Er folgt diesem Denken nicht blind.
Jeder von uns wurde krank, bekam hohes Fieber. Aber dafür gibt es Regeln und Übungen, die man einhalten muss. Auch Beten. So wird man bereit.
@Journalist Aber eigentlich dachten Sie doch ans Aussteigen?
@Seconda Ja, aber ich musste unterscheiden, was ist echt, und was gaukeln mir meine auf das eigene Überleben gerichteten Sinne vor.
Wir bildeten eine Gemeinschaft, wo jeder den anderen besser kannte, als sich zum Beispiel die Mitglieder einer Familie gewöhnlich kennen. Man wurde sehr schnell auf alles Mögliche angesprochen. Wir ließen keine Ruhe, bis es raus war. Es fanden regelrechte Verhöre statt.
@Journalist Würden Sie das als Gehirnwäsche bezeichnen?
@Seconda Nein, denn es war ja eine freiwillige Kontrolle, die wir selbst durchführten und die in vielen Gemeinschaften ganz selbstverständlich existiert. Wir hatten sie nur perfektioniert. Bei uns herrschte die absolute gegenseitige Kontrolle.
@Journalist Ist da das alltägliche Leben nicht die reine Hölle?
@Seconda Eso depende de los carácteres! Es gibt solche, die fühlen sich wohl, wenn alles kontrolliert ist. Aber es gab auch Gelegenheit, uns zu entspannen. Sehen Sie, es fällt mir schwer zu sagen, dass es Gelegenheit gab, mich zu entspannen. Mein Ich existierte in diesem Sinn nicht mehr.
@Journalist Und wie entspannten Sie sich als Gruppe?
@Seconda Glauben Sie mir, wir nutzten dafür gern Hollywood-Movies. Katastrophenfilme bevorzugt.
@Journalist Wie darf man sich das vorstellen, drei Terroristen sitzen vor der Glotze und schauen Hollywood?
@Seconda Es de poca importancia el canapé. Wir lagen, saßen, rauchten, tranken Tee. Es war Unterhaltung und Unterricht zugleich. Schließlich kannten wir ja ihre Welt in Wirklichkeit nicht. Wir waren niemals dort.
Die Filme führten uns vor, welche Ängste sie haben. Welche Angriffsziele es gibt, die localizaciónes. Zum Nachmachen vorbereitet. Sie verdienen noch an ihrem eigenen Untergang, so kapitalistisch sind sie, diese Dollarjunkies. Machten wir Witze. Naturalmente identifizierten wir uns nicht mit ihren Helden. Lächerliche Abziehbilder ihrer Arroganz!
@Journalist Spannende Unterhaltung.
@Seconda Der Ideenreichtum Hollywoods ist ein hübscher Fundus für terroristische Anschläge. Manches davon wird eintreten.
@Journalist Sie meinen das ernst? Hollywood, eine Denkfabrik für Terroristen?
@Seconda Man erfährt etwas über ihre Sicherheitsstrukturen, ihr technisches Know How, ihre Abwehrstrategien. Manche Regisseure informieren sich genau. Ihre Mentalität können sie nicht verbergen. Wie sie reagieren, wenn es passiert.
@Journalist Dann ist es also so, dass sie die Kultur, gegen die sie gekämpft haben, hauptsächlich aus dem Fernsehen kennen?
@Seconda Vergessen Sie nicht ihr Bombardement, von ihren Flugzeugen aus, mit denen sie uns im Namen ihrer Freiheit besuchen. Das gehört zu ihrer Kultur.
@Journalist Sie setzen uns alle auf die Anklagebank?
@Seconda Heute sehe ich es anders. Mir kommt es seltsam vor, dass sich unsere Wirklichkeit immer mehr diesen Szenarien annähert, die z.B. in Hollywood konstruiert werden.
Das macht mir Kopfzerbrechen.
Sicher handelt es sich um ein Wechselspiel zwischen Wirklichkeit und Fiktion, aber eben auch zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Das ist gravierend, denn Brot und Spiele waren schon immer wichtig für den Machterhalt.
Ihr Einsatz bei diesem Spiel sind bloß unsere Lebensgrundlagen. Da geht es nicht nur um unterhaltsame Gladiatorenkämpfe.
@Journalist Habe ich das also richtig verstanden, ihr habt Tee getrunken, Scherze gemacht und Videos geguckt?
@Seconda Ja, wir haben auch in richtigen Betten geschlafen, Wäsche gewaschen, Zähne geputzt und den Abfall hinaus getragen.
@Journalist Die Vorstellung, dass jeder, der sich nach außen ganz normal verhält, auch ein Terrorist sein könnte, ist so erschreckend. Gibt es viele dieser so genannten schlafenden Zellen?
@Seconda Hay informaciónes, que yo tengo ningún conocimiento. Auch wir wurden nicht geboren als Terroristen. Es gibt Wege, wie man so weit gelangt.
@Journalist Welche?
@Seconda Beeinflussung. Personen, die einen in ihren Bann ziehen. Weil man sie wegen ihrer Konsequenz bewundert. Oder der Verlust von Angehörigen durch el bombardeo.
Die Trauernden gehen emotional durch einen Tunnel, an dessen Ausgang automatisch Widerstand steht. Ob einer dann Terrorist wird?
Manche entscheiden vom Kopf, andere von ihrer Leidenschaft. Non puedes pensarte?
@Journalist Und wie war es bei Ihnen?
@Seconda Para me un camino lento. Muy lento. Ich sah die, die sich arrangierten, und verglich sie mit denen, die sich wehrten. Raten Sie mal, wen ich sympathischer fand?
@Journalist Seien Sie nicht unwillig. Für unsere Leser und Zuschauer ist alles interessant.
@Seconda Eine Frau ist ungewöhnlich in diesen Kreisen. Ich brauchte lange, bis sie mich als politische Kämpferin sahen, und noch länger, bis ich eine anerkannte Kämpferin war.
Auf meinem Weg traf ich die beiden. Für sie stand das Ziel im Vordergrund, nicht wer es ausführt. Von ihnen bekam ich Anerkennung. Das hat mir geholfen.
@Journalist Weiter?
@Seconda Niente en caliente. Sie wollen doch auch ein möglichst guter Journalist sein. Sie wissen selbst, wie schwer es ist, sich Anerkennung zu erarbeiten. Manche mit Ihrem Job gehen dafür sogar über Leichen.
@Journalist Ich arbeite seriös. Sie haben Bewunderer ihrer Karriere. Sogar beim Gegner. Hat sie das stolz gemacht?
@Seconda Es gab Momente, da dachte ich, das halte ich nicht aus. Der Tag, als ich von meiner Familie Abschied nehmen musste, war solch ein Moment. Terrible!
Ich beneidete die, deren Liebsten umgekommen sind. Sie mussten das nicht. Der Familie erzählen, dass man ins Ausland geschickt wird. Seguramente, sie bekamen Geld von der Organisation für den Verlust, aber dieser Tag!
Nur ich wusste, dass es sicher ein Abschied für immer war. Der größte Schmerz. Man gefährdet sie, wenn man sie unterrichtet.
@Journalist Ist die Größe ihres Opfers nicht ein Zeichen der Dringlichkeit ihres politischen Anliegens?
@Seconda Lo so! Weil ihr alles mit euren moralischen Maßstäben messt. Wenn jemand bereit ist, viel zu erleiden, hat er eventuell das Recht, gehört zu werden. Vorher nicht.
Für uns gelten jedoch grundsätzlich andere Werte. Wir leben im Bewusstsein einer Fremdherrschaft. Es war und ist legitim, sich dagegen aufzulehnen. Aber auch ein legitimer Befreiungskampf kann für andere Ziele initiiert oder ausgenutzt werden. Sogar für das Gegenteil seiner Ziele.
Werden Terroristen missbraucht als Anlass für Krieg? Um neue Waffensysteme zu testen? Wer sind die Geldgeber im Hintergrund?
@Journalist Haben Sie dem Terrorismus vollständig abgeschworen?
@Seconda Wenn ich Menschen so in die Enge treibe, dass sie keine andere Chance mehr sehen ...
@Journalist Ich meine Sie persönlich.
@Seconda Wollen Sie von mir ein Bekenntnis? Die Situation gebiert den Terror, nicht der einzelne Mensch.
@Journalist Und eine radikale Geisteshaltung, wenn es nicht eine religiöse ist.
@Seconda Soy una mujer de la paz. Macht euch unabhängig vom Öl, dann gibt es deswegen keine Kriege. Und keinen Terrorismus.
@Journalist Sie möchten den internationalen Handel abschaffen? Eine Utopie! Eure Gesellschaften erhalten gute Dollars für ihr Öl. Ist es das Problem des Westens, wer sich daran beteiligt?
@Seconda Das Geld fließt sofort zurück in eure Volkswirtschaften. Solamente zu eurem Vorteil. Wenige Reiche verprassen bei uns die Zukunft ihrer Völker.
@Journalist Sie reden wie eine Terroristin. Wo bleibt ihr Bekenntnis gegen Gewalt?
@Seconda Eres un periodista inocente! Gewaltlosigkeit in einem gewaltsamen System, ist das nicht naiv?
@Journalist Wenn Sie könnten, würden Sie wieder bomben, nicht? Kinder, Frauen und Greise in der Luft zerfetzen. In Bussen, Eisenbahnen oder auf Marktplätzen, etwa nicht? Aber jetzt können Sie nicht mehr. Daher spielen Sie uns die Exterroristin vor.
@Seconda Senza comentario!
@Journalist Wir haben auch über Sie recherchiert. Ihre Zelle war nämlich nicht für den großen Auftrag auserwählt.
Ihr ward wegen eurer Medienpräsenz der Terrorkonkurrenz ein Dorn im Auge. Deshalb seid ihr reingelegt worden. Man hat euch mit einem billigen Trick aus dem Verkehr gezogen. Wie blutige Anfänger. Man lacht sich tot über euch!
@Seconda Anda al infierno, hombre!
@Journalist Und Sie hat man dann als große Aktion mit einer Bombe in ein Hotel geschickt, wo sie vorzeitig explodierte. Nun sind Sie verkrüppelt. Wie ihre Opfer. Schauen Sie in den Spiegel! Jetzt sind Sie ein lebendiges Mahnmal gegen den Terror.
Aber Geld sammeln Sie immer noch. Für ihre Arztkosten, was ich verstehe. Aber auch für den Terror! So machen Sie weiter.
Sie werden nicht aufhören, eine fanatische Terroristin zu sein.
@Seconda Sie lügen! El interviú e terminato. Dame el dinero!
@Journalist Wir haben es an ihren behandelnden Arzt bereits ausgezahlt.
@Seconda Qe feo eres, que feo!

Sie geht auf Krücken hinaus. Ihr Gesicht ist entstellt, von schweren Verbrennungen gezeichnet.

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